Reinhard Auer – Ein Leben für das Theater

Viele befassen sich mit Theater, aber wenige sind darin  so sehr zuhause wie Reinhard Auer. Der 1948 in Linz (A) geborene Österreicher, ist nicht nur Dramaturg und  Regisseur, aber auch ein tiefsinniger Denker, ein Philosoph unserer Zeit und vielen voraus. Wir haben uns mit dem Meister über einigen brisanten Themen unterhalten und Interessates erfahren können.

Herr Auer, Sie sind ein Mann des Theaters, aber nicht nur. Wer ist eigentlich Reinhard Auer?

„Reinhard Auer ist in erster Linie Theatermacher, seit 1979 zuerst Dramaturg, dann auch Regisseur. Gründete 1980 das Jura-Soyfer-Theater in Wien, das er auch bis 1992 leitete. Seither ist er freiberuflicher Regisseur, seit 1993 auch am Freien Theater Bozen. Daneben beschäftigt er sich sehr mit Literatur und Bildender Kunst. Er reist viel und ihn interessieren “fremde” Menschen, Länder und Kulturen.“

Immer mehr spricht man von Theater in der Schule, gewissermaßen von einer Verbindung zwischen Schauspiel und Schulunterricht. Was halten Sie davon?

„Ein zweischneidiges Schwert. Einerseits fördert “Theater in der Schule” sicherlich Hinwendung und Begeisterung junger Menschen fürs Theater, andererseits werden viele irrige Auffassungen befördert und falsche Erwartungen geweckt. Rollenspiel(e) erlernen ist gut, aber echte theatralische Bildung erwirbt man eher durch gemeinsamen Besuch vorbildlicher Aufführungen und deren Diskussion.“

Wie finden Sie die Theaterförderung hierzulande. Gibt es die überhaupt?

„Theaterförderung ist das Spiegelbild der allgemeinen Förderung und des Kulturbewußtseins hierzulande, also “Freunderlwirtschaft”und “Konservativismus”. Zwei Dinge stören besonders: die sehr einseitige Bevorzugung des “Bekömmlichen, Eingängigen, Unterhaltsamen”gegenüber neuen Inhalten bzw. Formen und insgesamt natürlich das”Werfen der Wurst nach der Speckseite”.“
Einst ging ein junger Mensch, der Schauspieler werden wollte nach Wien. Ich erinnere mich, dass das Max Reinhardt Seminar eine super Adresse war. Wie schaut’s heute aus?

„Das Reinhardt-Seminar ist immer noch eine gute Adresse, oder sagen wir: wieder. Sie haben international angesehene Lehrer, auch im Regie-Bereich. Und was ein großer Vorteil ist: man bekommt Kontakte. Außer der Ernst Busch Hochschule Berlin, eventuell noch München oder Leipzig, gibt es keine bessere Stätte fundierter Ausbildung im deutschen Sprachraum.“