Unser öffentlicher Kunst- und Kulturbetrieb wird hierzulande hoch subventioniert, damit jedermann Zugang zu Museen und Bühnen haben soll. Allerdings profitieren dem Anschein nach vor allem die gehobenen und besser gebildeten Schichten von den Angeboten. Also diejenigen, die sich den Eintritt ohnehin schon leisten können. Kunstverständnis setzt zumeist Bildung voraus,so wird argumentiert.
Löst man also mit Kunstbildung eine Eintrittskarte für höhere gesellschaftliche Schichten? Der geschulte Geschmack und die künstlerischen Vorlieben verraten viel über die Menschen und ihren Charakter. Die heutige Zeit mit einem öffentlich unterhaltenen Kulturbetrieb muss man dabei als historische Sondersituation ansehen.
Künstler sind bewunderte Stars in der Gesellschaft und missverstandene Außenseiter. Kunst und Leiden liegen schließlich eng beisammen..
Die Aufmerksamkeit und der finanzielle Erfolg kommen allerdings immer nur wenigen Künstlern zugute. Ein kleinerer Anteil kann zwar von der eigenen künstlerischen Arbeit passabel leben. Die große Mehrheit hat dagegen mit den ungesicherten sozialen Lagen des Prekariats und den Einschränkungen des Existenzminimums beständig zu kämpfen. Häufig bleibt diesen Künstlern keine Wahl, als in andere Berufe auszuweichen oder sich mit Jobs wie »Taxi fahren« und Gelegenheitsarbeiten über Wasser zu halten. Diese äußerst ungleiche Verteilung der Wahrnehmung und Anerkennung in der Gesellschaft sowie der Verfugung über Einkommen gilt für nahezu jede künstlerische Profession. Doch dieser Befund ist keineswegs neu. Er begleitet vielmehr die Geschichte dieser Berufsgruppen.
Gewiss schafft Geld allein keine schöpferischen Leistungen. Es kann auch die Gefahr des lediglich konventionell gewordenen Betriebs oder der konsumistischen Bedienung gängiger Geschmacksformen eröffnen, die genauso gut kommerziell zu finanzieren sind. Aber ebenso ermöglicht Geld dann innovative Kreativität, wenn es die richtigen Akteure erreicht und diese sich bei ihrer künstlerischen Arbeit auf eine tragfähige Arbeitsbasis stützen können. Diesen künstlerischen Berufen der bildenden Kunst, der Musik, des Theaters, der Oper oder Literatur liegt jedoch seit der Entstehung der bürgerlichen Kultur im ausgehenden 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart die Zuschreibung einer besonderen kulturellen Bedeutung für die Gesellschaft zugrunde.
Die Orte und Spielstätten von Kunst und Kultur können als soziale Räume der Künstler im Schillerschen Sinne der Freiheit der Kunst ohne ausreichende Ausstattung nicht betrieben werden.
Daher muss die angemessene Finanzierung der Kultur durch kommunale und staatliche Träger im vordringlichen Interesse der Gesellschaft erfolgen.