Je schneller die Menschen leben, desto kürzer erscheint ihnen das Leben. Und je kürzer ihnen das Leben erscheint, umso schneller wollen sie noch mehr – was Albert Camus einmal als “vivre le plus” bezeichnet hat (das “am meisten Leben”, ein reicheres, angefüllteres (“erfüllteres”) Leben) anstelle eines “vivre le mieux” (eines “am besten Lebens”).
Die Güte des Lebens scheint sich nicht mehr allein nach der Menge der darin angehäuften Dinge, sondern auch nach der Menge der darin angehäuften Erlebnisse (“Erfahrungen”) zu bemessen.
Schnelllebigkeit, die daraus resultierende scheinbare Kürze des Lebens sowie der Drang danach, diese scheinbar so kurze Lebenszeit “optimal zu nutzen”, Glücksgüter zu häufen … denn das Leben muss ja einen Sinn haben, so denken die meisten, und der Sinn muss innerhalb des Lebens sich erfüllen (denn welchen Sinn sollte das Leben sonst haben?). Nicht zuletzt wird der Mensch in unserer Kapitalgesellschaft dazu dressiert, als Homo oeconomicus seinen Zweck im Getriebe dieser Gesellschaft zu erfüllen – und dieser Betriebszweck wird nicht selten zu einem Lebenssinn umgemünzt (schlimm ist nur, dass viele Menschen dies auch für bare Münze nehmen).
In der schnelllebigen, daher vergesslichen Gesellschaft kommt es auch gar nicht mehr darauf an, ob man eine nachhaltige Meinung vertritt – der momentane Augenschein, die Show, soll überzeugen, dann kaufen’s die Leute einem schon irgendwie ab.
Unsere Art zu leben ist gefährlich – denn es könnte sich herausstellen, dass sie das Leben tatsächlich verkürzt … nur anders, als es die meisten Menschen sich auch nur entfernt vorstellen könnten.