„Wahnsinn: Leben“

Christine Losso kann es nicht lassen. Sie macht alles Mögliche, leitet Gasthütten, unterhält Menschen, fährt immer wieder in ferne Länder um Hilfsprojekte zu unterstützen, aber zu allererst ist sie Schriftstellerin. Nun wird im Athesia Verlag ein Buch erscheinen. “Christine Losso: Meine Begegnung mit Markus Telser”

Wir stellen Christine Losso drei gezielte Fragen

Frau Losso, warum dieses Buch, Was wollen Sie damit ausdrücken?

„Markus Telser ist ein noch relativ junger Mensch, dem ein schweres Schicksal ereilt hat. Er ist Hämopheliker (Bluter), HIV-infiziert und blind. Als er mich vor rund drei Jahren kontaktiert und gebeten hatte, seine bis dahin bereits in Manuskripten vorhandene Lebensgeschichte zu sortieren, in Form zu schreiben und daraus ein Buch zu “flechten”, war ich anfangs eigentlich skeptisch und einfach nur geschockt. Ich konnte es kaum fassen, dass einem einzigen Menschen all das passieren konnte. Natürlich hat jeder Mensch seine eigene Story zu erzählen und irgendwie ist jede Geschichte interessant, doch Markus` Leben fand ich schon mehr als bemerkenswert. Es ist mit diesem Buch der Wunsch vorhanden, vielen anderen Menschen Mut zu machen, sich niemals aufzugeben, jeden neuen Tag wie ein neues Lebens zu beginnen. Es hat einen Sinn, dass wir hier sind, es lohnt sich zu kämpfen, immer wieder aufzustehen, zu leben. Wir sind nur ein Staubkorn in der Allmächtigkeit des Universums, doch es gibt einen großen, alles einschießenden, umfassenden Sinn, und dass wir ausgerechnet hier gelandet sind –  auch dass es uns gibt.“

Ich erinnere mich noch an „Verkaufte Liebe“, damals war ich sehr angetan von der Art und Weise wie Sie Lebensgeschichten beschreiben. Kann ich mir das auch diesmal erwarten?

„Dies hier ist logischerweise ein ganz anderes Buch, doch irgendwie gibt es immer Parallelen zwischen den Geschichten. Ich hoffe sehr, dass man sich auch bei “Wahnsinn: Leben” etwas Außergewöhnliches erwarten kann und dass diese Erwartungen auch erfüllt werden. In “Verkaufte Liebe” ging es um das Tagebuch einer Prostituierten, und den „Wahnsinn“ ihres Daseins, hier nun geht es um das Tagebuch eines sehr, sehr kranken Menschen und die Art und Weise, wie er dieses Leben meistert. Und auch, wie er all seine tiefsten Tiefen überwindet und zu einem neuem, völlig neuem und anderen Leben findet.“

Als Schriftstellerin kann man hierzulande wohl schwer leben. Liege ich da richtig wenn ich Christine Losso als eine Buchautorin sehe, die nicht schreibt um zu leben, sondern lebt, um zu schreiben.

„Dieses Land hier ist zu klein, als dass ein Schriftsteller, eine Schriftstellerin, vom Schreiben alleine leben könnte. Der potentielle Leserkreis ist einfach zu gering. Wenn ein Schreiberling mithilfe seines Verlages es schafft, seine Bücher auch im Ausland zu verkaufen, wenn er eine wohlwollende Presse hat oder- und ihm der Verlag auch zur Seite steht und ihn gehörig pusht (und genügend Geld investiert) könnte es mit sehr viel Aufwand gelingen, auch davon zu leben. Der Weg dorthin ist steinig und weit. Und es braucht wie überall die “richtigen” Freunde und gehörige Kontakte dazu. Es ist also ein Mix von sehr vielen Dingen, die passen müssen. Wenn jemand eine Querdenkerin ist wie ich, erschwert es die Sache um ein Vielfaches, doch Humor, eine gewisse (positive) Einstellung zum Leben und zu den Dingen generell, erleichtern die Sache aber dennoch ungemein. Ja, ich sehe mich als Freigeist, der sehr gerne schreibt, und vor allen Dingen über Menschen und Umstände berichtet, die nicht nur andere sondern auch mich selber weiterbringen in der eigenen Entwicklung, und die, wie ich sehr hoffe, auch eine Kleinigkeit bewegen können. Wenn nur ein einziger Mensch nach dem Lesen meiner Bücher sagt, es hätte ihn für fünf Minuten zum Nachdenke gebracht, ist die Mission bereits erfüllt.“