Nie war es einfacher, Lehrer zu kritisieren und sie zu diffamieren

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Es ist wie mit so vielem. Kaum ein Berufsstand wurde in der vergangenen Zeit so stark angegriffen wie der der Lehrer. Viele nehmen sie für die Pisa-Misere in Haftung, das mittelmäßige Abschneiden deutscher Schüler im internationalen Vergleich. Eine Mutter landet mit dem Lehrerhasser-Buch einen Bestseller, und Schüler vertreiben sich nach der Schule die Zeit damit, ihren Lehrern auf der Internetplattform Spickmich Noten zu geben, unerkannt über die Eigenarten ihrer Pauker zu lästern oder sie gar schwer zu beleidigen. Mit Handys gefilmte Unterrichtsszenen geben auf YouTube der ganzen Welt einen Einblick in die Zustände in deutschen Klassenzimmern.
Auf Lehrern herumzuhacken, ist in Deutschland ein regelrechter Volkssport. Ja, schon vielleicht ein “typisch deutsches Kulturphänomen”?
Zur Verteidigung dieses Berufsstandes muss ich sagen, dass der Anteil “problematischer Schüler” zugenommen hat. Es gibt mehr instabile Familiensituationen, Kinder sind unaufmerksamer und gewaltbereiter, und auch die Eltern sind schwieriger geworden. “Ich will keine pauschale Elternschelte betreiben, denn zwei Drittel erziehen ihre Kinder gewissenhaft und gut. Aber es gibt etwa 15 Prozent, die sich um überhaupt nichts kümmern. Bei denen kann man als Lehrer fünfmal anrufen und sagen, dass man sich um ihre Kinder Sorgen macht, ohne dass etwas passiert.”
“Lehrer sollten Schülern neben Wissen auch Werte vermitteln, aber es ist nicht tragbar, wenn Eltern grundsätzliche Erziehungsaufgaben an die Schule delegierten. “Dann verkennen sie ihre gesetzliche Erziehungspflicht.” Und das ist im Übermaß der Fall.