Wem bringt der Doktortitel noch was?

Doktortitel

Nie wurde in Deutschland so viel promoviert wie heute, die Qualität bleibt auf der Strecke.

Doch seit die Plagiats- Affären das Land erschüttert hat, wachsen Unbehagen und Misstrauen gegenüber einem akademischen Grad, der für viele immer noch der Inbegriff von Bildung und Gelehrsamkeit ist. Längst jedoch ist der Doktorgrad zur Massenware geworden. Wie stark er an Wert verloren hat, zeigen die Durchfallquote von weniger als einem Prozent und die Tatsache, dass »magna cum laude« fast schon die Standardnote ist. Qualitätskontrolle sieht anders aus. Wie konnte es so weit kommen? Warum wollen so viele Deutsche den Doktor? Und was zählen die beiden Buchstaben vor dem Namen heute noch? Anders das Titel verliebte Österreich! Küss die Hand, Frau Magister! In Österreich erfahren Jungakademiker den sozialen Aufstieg noch am eigenen Leib: Ob Frau Doktor oder Herr Diplompädagoge, kaum trägt man einen schmucken Titel, klappt’s auch mit den Nachbarn. In der österreichischen Titelverliebtheit spiegelt sich das Erbe der Donaumonarchie: Stolze 869 Titel gibt es in der Republik Österreich zu erlangen. 
Wer in einem Cafè beim Kellner um beide Zeitungen “Standard” und “Presse” zugleich bittet, der erhält nicht nur die Tageszeitungen, sondern wird fortan auch mit “Herr Professor” angesprochen, so witzelt man jedenfalls. In einem Land, in dem “Professor” als Ehrentitel nicht nur durch Universitäten, sondern auch vom Bundespräsidenten verliehen wird, adelt der schon mal Persönlichkeiten wie Prof. Udo Jürgens oder Prof. Karl Moik. Keine Einzelfälle, von solchen vermeintlichen Hochschullehrern gibt es Hundertschaften. 
Eine andere Sache finde ich auch noch erwähnenswert, nämlich Ghostwriter-Agenturen, von denen es geschätzt eine Handvoll in Deutschland gibt und die gegen Bares gern behilflich sind. Es besteht also durchaus die Möglichkeit, „alles machen zu lassen“ oder teilweise. Das scheint ja auch gut zu funktionieren. Schummeleien wohin man schaut und man kann vermuten, dass es noch weitere im Verborgenen gibt. Was ist denn ein Titel noch wert, den man sich wahlweise kaufen oder irgendwie zusammenschreiben (lassen) kann? Seit einiger Zeit werden Stimmen immer lauter, die den Doktortitel für völlig überbewertet halten, weil einerseits so viel geschummelt wird, andererseits, weil der Titel international überhaupt keine Bedeutung hat. 
Lediglich für Österreicher, Schweizer und Deutsche ist er wichtig.