EOS-Direktor Hansjörg Prast über Auswirkungen der EU-Druckmittel

Die EU-Druckmittel gegen Moskau zeigen jetzt erste Wirkungen. Doch unter den in dieser Woche verhängten Wirtschaftssanktionen könnten auch Südtirols Unternehmen leiden, so Tageszeitung Online.
EOS-Direktor Hansjörg Prast berichtet in einem Interview über die Sorgen der Unternehmer, die besonders betroffenen Wirtschaftszweige und den Grund, warum die Nebenwirkungen schlimmer sein könnten als die Sanktionen selbst.
Herr Prast, derzeit diskutiert die EU über Wirtschaftssanktionen gegenüber der Russischen Föderation. Müssen sich Südtirols Unternehmen Sorgen machen, so die Tageszeitung?
Sanktionen haben den Zweck, einen Staat zu treffen, können im Rahmen eines Bumerang-Effekts aber auch denjenigen erwischen, der gerade dabei war, Geschäfte mit diesem Land abzuwickeln, sagte Prast.

Wachsen auch bei der EOS die Bedenken, fragte die Tageszeitung?
Natürlich, gerade längerfristige Projekte wie der Bau von Anlagen könnten sich nun verzögern. Man braucht jetzt einen längeren Atem; meint Prast gegenüber der Tageszeitung.

Derzeit sind die betroffenen Wirtschaftsbereiche ja noch nicht fix, so die Tageszeitung.
Richtig. Man weiß nicht, welche Unternehmen damit rechnen müssen. Angenommen wir reden vom Wein und seine Ausfuhr nach Russland würde komplett gesperrt: Das wäre ein schwerwiegendes Problem für jene Kellereien, die gerade dabei sind, sich auf dem russischen Markt zu etablieren; so Prast weiter.

Im Moment ist hauptsächlich von Maschinen und sogenannten „Hochtechnologiendie Rede. Könnte diese Definition auch Firmen wie „Leitnereinschließen, fragte die Tageszeitung nach?
Das könnte sein. Vielleicht nicht direkt, wir bauen schließlich keine Waffensysteme, aber längerfristig könnten Aufträge in diesen Bereichen sicher auf Eis gelegt oder ganz ausgesetzt werden, womöglich als Gegenreaktion.
Leichte Auswirkungen gibt es schon jetzt. Als die Krim-Krise gerade angefangen hat, waren wir wegen einer Wein-Veranstaltung in Russland: Schon da war es so, dass einige Importeure ohne genauen Grund die Mengen heruntergefahren haben, um zu warten, wie die Entwicklung weitergeht. Man drückt auf die Bremse, wartet ab und schaut was passiert, sagte Prast.

Halten Sie es für möglich, dass russische Unternehmen aus Prinzip mit EU-Firmen brechen würden, so die Tageszeitung weiter?
In der Regel wird das Politische und Emotionale in der Wirtschaft nicht so an die große Glocke gehängt, da zählen eher die Fakten. Aber in der Hitze des Konflikts kann sich das in manchen Fällen sicher ändern.

Angeblich scheuen sich russische Unternehmen, größere Aufträge zu bestellen, weil sie wegen der möglichen Sanktionen Angst vor ausfallenden Lieferungen haben. Macht sich diese Sorge bemerkbar?
Die Gefahr ist natürlich da. Wenn man eine Bestellung hat und gerne liefern möchte, kann es passieren, dass genau in diesem Moment die Sanktionen schlagend werden und die Ware beim Zoll liegenbleibt. Auf beiden Seiten muss man hier mit Unsicherheiten rechnen, das schädigt die Wirtschaft immer, betonte Prast.

Soll sich Italien dafür einsetzen, dass derartige Sanktionen verhindert werden, so die Tageszeitung? Das ist ein schweres Wort, das kann man so nicht sagen. Wirtschaft und Politik sind zwei verschiedene Sachen. Europa würde es sicher gut tun, nahe beisammenzustehen, meint Prast.

Angenommen, es kommt hart auf hart: Darf die Wirtschaft aus politischen Gründen unter den Sanktionen leiden, so die Tageszeitung?
Alleingänge sind langfristig nicht gut. Außenpolitisch sollte man sich als Europäische Union Schritt für Schritt zusammentun. Das täte auch der Wirtschaft gut, so Prast zum Abschluss.