Im Neurorehazentrum in Sterzing wartet man sehnlichst auf die Aufstockung der Betten und die Errichtung des Forschungszentrums, so die Tageszeitung. Der wissenschaftliche Leiter, Leopold Saltuari, lässt mit seiner Aussage aufhorchen: „Ich werde die Zusammenarbeit nicht fortführen, sollte das IRCCS-Zentrums nicht weiter verfolgt werden.“
Nach beträchtlichen Anlaufschwierigkeiten hat das Neurorehazentrum im Krankenhaus Sterzing am 12. September 2013 seinen Betrieb aufgenommen: Im Vorfeld wurde die Existenzberechtigung für Südtirol angezweifelt, und die Unterbringung in einem kleinen Krankenhaus in Sterzing war sehr umstritten. Nach Verzögerungen des Baubeginns und der schwierigen Suche nach Neurologen hat man nun die ersten Hindernisse überwunden. Leopold Saltuari, eine Koryphäe auf seinem Gebiet, kann eine vorläufige Erfolgsbilanz ziehen. Der Universitätsprofessor, der der Abteilung Neurologie im Landeskrankenhauses Hochzirl vorsteht, konnte für die wissenschaftliche Leitung des Zentrums in Sterzing gewonnen werden. „Alles wurde mit Erfolg umgesetzt. Klinisch läuft es gut. Entgegen allen Unkenrufen haben wir alle Stellen besetzt“, resümiert er.
Das wird auch vom Direktor des Gesundheitsbezirkes Brixen, Siegfried Gatscher, bestätigt: „Alle Anfangserwartungen, die man an das Zentrum gestellt hat, wurden erfüllt.“ Man hat die höchste Auslastung erzielt: „Wir sind voll besetzt. Die Patientenzufriedenheit ist sehr gut. Von dieser Seite aus funktioniert das Zentrum ausgezeichnet, auch Dank des Engagements von Primarin Gertraud Gisser“, resümiert Saltuari. „Und daran hat man nie gezweifelt“, betont der Bezirksdirektor. Mittlerweile muss man sogar eine Patientenauswahl vornehmen, ein Drittel der Patienten weisen schwere Beeinträchtigungen auf.
Der erste Schritt wurde somit erfolgreich umgesetzt. Nun gilt es aber, schnellstmöglich die nächsten Vorhaben zu realisieren. Die Aufstockung der Betten und die Einrichtung einer Forschungseinrichtung sind noch ausständig. Und die Umsetzung dieser Vorhaben geht nicht so zügig voran, wie sie sollte.
Derzeit verfügt die Neuroreha über 15 Betten. Die Politik hat angekündigt, die Anzahl der Bettenl in kürzester Zeit auf 23 zu erhöhen, mit dem Endziel den Stand von 50 Betten zu erreichen. Verzögerungen zeichnen sich ab. „Die Erweiterung ist dringend notwendig. Es war vorgesehen, dass bis Herbst die vier Überwachungsbetten zur Verfügung stehen. Aber um das termingerecht umsetzen zu können, muss man jetzt schon aktiv sein. Noch ist aber nicht klar, ob diese Erhöhung finanziert wird. Diesbezüglich habe ich keine klaren Informationen“, schildert Saltuari.
Mindestens im selben Ausmaß pocht der wissenschaftliche Leiter auf das weitere ehrgeizige Ziel: „Und dieses Vorhaben stellt mein primäres Interesse am Projekt dar“, präzisiert Saltuari. Die Errichtung einer angeschlossenen Forschungseinheit für anwendungsbezogene wissenschaftliche Studien im Bereich der Neurorehabilitation mit IRCCS-Charakter steht noch aus. „Mich hat die Landesregierung damals gebeten, ein Forschungszentrum in der Neurorehabilitation aufzubauen. Und dementsprechend wurden auch Landesbeschlüsse durchgeführt“, erläutert Saltuari. IRCCS- Zentren sind dem römischen Ministerium unterstellt. Um den Titel zu erhalten, müssen mindestens fünf Jahre intensive Forschungstätigkeit vorgewiesen werden. „Um dies vorzubereiten, wurden bereits Kooperationen mit verschiedenen anerkannten Rehabilitations- und Forschungszentren, bzw. Universitäten initiiert, um gemeinsam Themen in der Neurorehabilitation zu bearbeiten“, so berichtet Saltuari.
Aber dieses Vorhaben scheint ins Stocken geraten zu sein. „Diesbezüglich steht alles. Die politischen Entscheidungen sind dafür noch nicht getroffen“, untermauert Saltuari. Der Professor zeigt Verständnis dafür, dass sich an der Spitze der Südtiroler Politik einiges geändert hat. „Die neuen zuständigen Politiker brauchen Zeit, um sich einzuarbeiten“, sagte er.
Aber die Entscheidungen müssen in nächster Zeit getroffen werden. Die Worte, die Saltuari dann äußert, will er nicht als Drohung oder Ultimatum verstanden wissen. Aber sie sind klar und unmissverständlich: „Ich werde die Zusammenarbeit nicht fortführen, sollte das Projekt zum Aufbau eines IRCCS-Zentrums nicht weiter verfolgt werden. Sollte ich sehen, dass kein Interesse gezeigt wird, dieses Forschungszentrum umzusetzen, werde ich mich zurückziehen. Es geht auch ohne mich. Ich habe schon einige Jahre abgewartet. Für mich stellen die getroffenen Vereinbarungen die Voraussetzungen dar, dass ich meine Arbeit fortführe.“ Bis September rechnet er mit einer Entscheidung. „Ich erwarte mir, dass dieser Termin eingehalten wird. Sollten die bereits durchgeführten Landesbeschlüsse bestätigt und umgesetzt werden, bin ich gerne bereit, das Projekt in leitender Funktion weiter zu betreuen.“