Eines sei von mir vorweg gesagt: „ Was wir momentan erleben, ist humanitärer und politischer Ernstfall“. Es wird weitergehen.
Das alte Testament beginnt mit einer Vertreibung, das neue Testament mit einer Flucht. Flucht und Vertreibung haben über Jahrhunderte das Gesicht Europas geprägt. Dieses Geschah nie im Guten, meistens durch Feuer und Schwert.
Wann ist genug genug? Und wann ist zuviel zuviel? Gibt es eine objektive Grenze der Aufnahmefähigkeit?
“Nein, es gibt keine objektive Grenze. Das hängt sehr von der eigenen Lage ab und davon, ob man sich womöglich benachteiligt fühlt.”
“Ich habe gedacht, wir leben in Europa in einer Insel und können uns hier gut einrichten, so denken viele Flüchtlinge. Wir müssen uns daran gewöhnen, dass es solche Wanderungsbewegungen auch in Zukunft geben wird. Was uns im Augenblick überfordert ist ja die schnelle Dynamik, die dieses Phänomen mit sich bringt.” Die steigenden Flüchtlingszahlen einerseits mit deren Flucht aus Kriegssituationen in Syrien, Irak, Jemen oder Libyen. Aber auch in Ländern, die sich stabilisierten, kommen junge Leute auf die Idee, sich umzuschauen, wo sie ein besseres Leben haben könnten. Dennoch wird Migration zurückgehen, wenn es gelingt, Krisen zu bekämpfen.“
Die „Frankfurter Allgemeine” brauch sich daher nicht wundern, wie die Südtiroler Landesverwaltung mit der Flüchtlings-Problematik umgeht. Es ist für niemanden einfach diese Anzahl an Flüchtlingen zu bearbeiten. Für eine Reportage über die sich zuspitzende Lage der Flüchtlings-Problematik hat sich auch der FAZ-Redakteur Julian Staib in Südtirol aufgehalten. Aus seinem Artikel geht hervor „niemand kann sie aufhalten“. So ist eine deutliche Kritik an der Politik der Autonomen Provinz herauszulesen. Auch schreibt Staib von einem Gespräch mit Brigitte Waldner, der Direktorin des Amtes für Senioren und Sozialsprengel der Südtiroler Landesverwaltung und damit für Flüchtlinge in der Region zuständig. „Das sind eigentlich noch keine Flüchtlinge, sondern Menschen auf der Durchreise“, so sagte Brigitte Waldner. Flüchtling ist nach ihrer Definition offenbar nur, wer auch in Italien Asyl beantragt, „und das will hier ja keiner”, so heißt es weiter im FAZ-Artikel.
Julian Staib stellt in der FAZ dann einen wenig schmeichelhaften Vergleich zwischen der Autonomen Provinz und dem Bundesland Bayern dar: „Südtirol hat etwas mehr als 500.000 Einwohner, aber nur 701 Asylbewerber, die dem Land zugewiesen wurden. In Bayern kamen in den ersten sieben Monaten dieses Jahres rund hunderttausend Asylsuchende an.
” Dessen ist man sich „ganz bewusst“, so äußerte sich Waldner in dem Interview mit der renommierten Tageszeitung. Aber die Frage, ob Südtirol genügend leistet, ist doch „sehr relativ”. „Aus unserer Sicht leisten wir genug.“ In den Dörfern gibt es eine „niedrige Ausländerpräsenz“, Ausländer sind für die Menschen „ungewohnt“, so sagte Waldner.
Meine Stimme zum Umschlagplatz Bozen “Wir treffen nicht Flüchtlinge sondern Menschen” Wir treffen nicht Flüchtlinge, sondern Menschen, die flüchten. Es ist egal, ob wir mit Flüchtlingen, Obdachlosen, Journalisten, Freunden, Familie sprechen. Jeder Mensch ist wichtig. Wenn wir dieses Konzept übernehmen, entsteht wirklich eine neue Welt. Es werden auf absehbare Zeit weiterhin viele Menschen kommen, die eine neue Mentalität mitbringen. Wir müssen offener sein.