Der Sieg des Front National bei den französischen Regionalwahlen stand schon vorher fest. 30,2 Prozent haben die Rechtsextremen am Sonntag erreicht und sind damit stärkste Partei geworden, ein Dammbruch in Richtung Europa- und Fremdenfeindlichkeit, so sagen Europas politische Kommentatoren.
Der Chefredakteur von Frankreichs führender konservativer Tageszeitung “Le Monde”, Jérôme Fenoglio, hatte bereits am Samstag vorab gewarnt, ein Wahltriumph der Rechtsextremen wäre “eine ernste Bedrohung für das Land”. Die Positionen von Parteichefin Marine Le Pen liefen “den republikanischen Werten, dem nationalen Interesse und dem Bild Frankreichs in der Welt zuwider”.
Heute forderte die linke Tageszeitung “Libération” einen Bund zwischen Sozialisten und Konservativen:
Für Frankreich ist es ein Sprung ins Unbekannte. Die politischen Folgen werden weit über die Ergebnisse des zweiten Wahlgangs hinaus ihre Spuren hinterlassen. Das politische Frankreich besteht jetzt aus drei Teilen. Das wird auf Dauer die traditionellen Parteien schwächen, die jetzt schon völlig ratlos erscheinen.”
“Marine Le Pen trieb ein perfides Spiel mit den Ängsten der Bürger. Und reiht sich damit ein in die Liste der Populisten,der Rechstextremen, der Demagogen in Europa, deren Erfolge allesamt auf der Angst vor Überfremdung der eigenen Nation und dem islamistischen Terror basieren. Diese gleichermaßen bedenkliche wie erschreckende Entwicklung scheint eine noch größere Herausforderung als die Flüchtlingskrise zu werden.”
“In dem in Frankreich herrschenden Klima der Angst ist die extreme Rechte unaufhaltsam auf dem Vormarsch. Ihr Erfolg bedeutet eine politische Sintflut im Land der Gleichheit und Brüderlichkeit. Staatspräsident François Hollande hatte nach den Terroranschlägen in Paris zwar an Ansehen gewonnen, aber dies konnte den Absturz seiner Sozialistischen Partei nicht verhindern, die für die in Frankreich herrschenden Krisen keine Lösung weiß.”