Eine Frage der Brustwarze

Fünfzig Brustwarzen. Nippel von 25 Personen. Frauen und Männer. Jeder unterschiedlich, kleiner, größer, erhoben, eingezogen. Das gleiche Objekt, jedes Mal anders, dekontextualisiert, unabhängig vom Geschlecht immer das gleiche. Dieses kleine Stück Haut, das uns allen gemein ist und das Tabu, das auf ihm lastet, war Gegenstand der Bachelor-Arbeit der jungen Bozner Designerin Vivian Manzardo.
Aus ihren Recherchen sind sechs Broschen entstanden, fünf tragbare, der quadratisch in Porzellan gegossene Abdruck eingefasst von einem geschmiedeten Silberrahmen und eine Wandbrosche, in der alle fünfzig Abdrücke zusammengefasst sind. Gedacht zum Anschauen, zum Anfassen, auch zum Provozieren, zum Stellung beziehen. Schmuck, so die Designerin, nicht nur als ästhetisches Beiwerk, sondern als Statement oder auch als Stein des Anstoßes.
Hochwertige und großformatige auf Aluminium gedruckte Fotos dieser Arbeit sind noch bis Ende Monat im unteren Foyer des Krankenhauses Brixen ausgestellt. Vor dem Eingang des gynäkologischen Ambulatoriums. Organisatorin dieser Ausstellung, die am bezeichnenden Datum 8. März, dem internationalen Tag der Frau, eröffnet wurde, ist die Primaria der Abteilung für Gynäkologie des Krankenhauses Brixen, Dr.in Sonia Prader. Nach der Einführung der Schmuckdesignerin Vivian Manzardo, führte sie das Publikum auch in die Realität des ungewöhnlichen Ausstellungsraumes Krankenhaus zurück und betonte die Wichtigkeit der regelmäßigen Krebs-Vorsorgeuntersuchungen: „Damit die Frauen ihre Brust und ihre Brustwarze auch behalten können!“ Den Druck der Fotos hat mamazone – Frauen und Forschung gegen Brustkrebs EO finanziert. Verbindungsglied zu den ungewöhnlichen Broschen ist das Wort Tabu. Auch an Brustkrebs erkrankte Frauen leiden unter dem Tabu, das den weiblichen Körper umgibt, dem Zwang zur – unerreichbaren – makellosen Schönheit, der Narben nicht anerkennt, einer Gesellschaft, die Frauen von Kindheit an dazu erzieht, sich an Idealen zu messen, ihren Körper bzw. Teile davon zu verstecken.
Bei der gut besuchten Vernissage am Spätnachmittag des 8. März, waren auch die Original-Broschen ausgestellt. Um die Fotos und die ausgestellten Broschen, vegane Seifen in Brustwarzenform, die Einladung, nach dem Händewaschen die Brustwarzenabdrücke der Wandbrosche auch mit den Fingern zu erforschen, entspannten sich interessante Gespräche, wurden Fragen und Betroffenheiten aufgeworfen. Am unbefangensten die kleinsten Gäste der Ausstellungseröffnung, die ohne jede Scheu und voll Neugier die glatte Porzellanoberfläche der unterschiedlichen Nippel der Wandbrosche erkundeten. Das Angebot der Schmuck-Designerin: Wer möchte, kann sich seinen individuellen Nippel-Abdruck abnehmen und in Porzellan gießen lassen oder eine der bereits gegossenen Formen aussuchen und als Brosche fassen lassen. Der Titel der Ausstellung und der Bachelorarbeit: „A matter of nipples“.

Ausstellung Forum Krankenhaus Brixen

„A matter of nipples“

Vivian Manzardo

Noch bis Ende März

Im Bild v.l.: Sonia Prader, Vivian Manzardo und Erika Laner