Am Samstag, den 20. Juli, wurde die Sonderausstellung „Katakombenschule – Erinnerung und Vermächtnis“ feierlich eröffnet. Organisiert wird diese einzigartige Ausstellung, die bis zum 17. August in der Engelsburg des Klosters Neustift zu sehen ist, vom Schützenbezirk Brixen in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Schützenbund. Die Ausstellung zielt darauf ab, das Bewusstsein für die Bedeutung der deutschen Schule in Südtirol zu stärken und an den harten Kampf um deren Erhalt zu erinnern.
Bezirksmajor Florian Lechner konnte zur Eröffnungsfeier zahlreiche Ehrengäste begrüßen. Neben Landesrat Philipp Achammer, Landesrätin Waltraud Deeg, der Senatorin Julia Unterberger, dem Hausherrn Prälat Eduard Fischnaller und Bürgermeister Andreas Schatzer wohnten auch der Landtagsabgeordnete Harald Stauder sowie der Verwalter des Klosters Neustift, Dr. Fabian Schenk, der Feier bei. Zudem nahmen der Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes, Major Roland Seppi, mit mehreren Bundesleitungsmitgliedern, der Ehrenmajor des SSB Hubert Straudi, Viertelkommandant Major Andreas Raass in Vertretung des BTSK sowie der Obmann des Andreas-Hofer-Bundes, Alois Wechselberger, an der Veranstaltung teil. Besonders erfreut zeigte sich Bezirksmajor Lechner über die Anwesenheit von Alt-Landeshauptmann Luis Durnwalder und der Nichte von Kanonikus Michael Gamper, Martha Ebner, mit ihrem Sohn Toni Ebner.
Grußworte
In seinem Grußwort zeigte sich Prälat Eduard Fischnaller erfreut, dass sich der Schützenbezirk Brixen für das Kloster Neustift als Veranstaltungsort dieser Ausstellung entschieden hat. Die Ausstellung passe gut ins Kloster, auch wenn die Klosterschule in jener Zeit nicht direkt betroffen war, da sie eine der insgesamt nur vier Schulen im ganzen Land war, die weiterhin in deutscher Sprache unterrichten konnte. Zwei Großtanten von Prälat Fischnaller waren in jener Zeit ebenfalls als Katakombenlehrerinnen aktiv.
Bürgermeister Schatzer hob die Wichtigkeit der Bildung hervor. „Nichts kann die Gesellschaft mehr schwächen als das Verbot der Bildung“, sagte Schatzer. Deshalb ist der Verdienst der Katakombenlehrerinnen und -lehrer sehr hoch anzurechnen.
Landesrat Philipp Achammer bedankte sich sehr herzlich für die Initiative der Schützen. Er spannte einen Bogen in die heutige Zeit und verglich die Situation der Südtiroler Kinder damals mit der aktuellen Situation ukrainischer Flüchtlingskinder. Auch bei ihnen sei es wichtig, dass sie weiterhin in ihrer Muttersprache unterrichtet werden, meinte Achammer.
Landeskommandant ermuntert Meloni zur Entschuldigung
Der Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes, Roland Seppi, dankte in seiner Ansprache zuerst allen 400 Frauen und Männern jener Zeit, die mit ihrem jahrelangen selbstlosen Einsatz unsere deutsche Sprache vor dem Untergang gerettet haben. Anschließend forderte der Landeskommandant eine Entschuldigung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. „Man sagt Ihnen nach, Sie vertreten aufrechte Werte, zu denen auch das Eingestehen von Fehlern gehört. Sie sprechen für die Republik Italien, die sich laut Grundgesetz auch von Diktatur und deren Fehlern distanziert. Hier bei uns in Südtirol hätten Sie auch die Möglichkeit, sich von dieser Zeit zu distanzieren, um somit die drei Volksgruppen endgültig vom Faschismus und seinen Gerüchen zu befreien. Ein kurzer Satz würde genügen, es wäre ein kleiner Schritt für eine Ministerpräsidentin und ein großer für die Republik Italien“, so Seppi.
Offizielle Eröffnung
Anschließend wurde die Ausstellung von Major Martin Robatscher, dem Kulturreferenten des Südtiroler Schützenbundes, offiziell eröffnet. In seiner Ansprache hob er die Wichtigkeit hervor, dem Vergessen entgegenzuwirken. „Es fällt oft der Vorwurf, das Erinnern und Gedenken an die damalige Zeit sei rückwärtsgewandt und ewig gestrig. Weit gefehlt. Wenn ich beim Autofahren überholen will, ist für ein sicheres Weiterkommen ein Blick in den Rückspiegel unumgänglich. Deshalb ist es wichtig, auch beim Thema ‚Deutsche Schule‘ einen Blick in den ‚Rückspiegel der Geschichte‘ zu werfen“, so Major Robatscher. Früher mussten wir für die deutsche Schule kämpfen und im Verborgenen die deutsche Sprache lehren bzw. lernen. Heute verzichten wir aus falscher Toleranz und falsch verstandener Weltoffenheit teilweise freiwillig auf unser Recht. „Ist das der richtige Weg? Ist das jenes Vermächtnis, das uns die Katakombenlehrerinnen und -lehrer hinterlassen haben? Vergessen wir zu schnell?“ fragt sich Robatscher.
Es folgte eine Ehrensalve durch eine Ehrenformation des Schützenbezirks Brixen und eine Gedenkminute für die verstorbenen Katakombenlehrerinnen und -lehrer. Abschließend führten Mitglieder der Heimatbühne Vahrn eine Szene aus dem Katakombenunterricht auf, um den Anwesenden die historischen Ereignisse eindrucksvoll zu vermitteln.
Die gesamte Eröffnungsfeier wurde von der Musikkapelle und dem Männerchor von Neustift musikalisch umrahmt. Abschließend waren alle Anwesenden zu einem Umtrunk eingeladen.
Besuchsinformationen
Die Ausstellung „Katakombenschule – Erinnerung und Vermächtnis“ ist von nun an bis zum 17. August von Montag bis Samstag jeweils von 10:30 bis 18:00 Uhr geöffnet. Sonntags bleibt die Ausstellung geschlossen. Der Eintritt ist frei. Für Gruppen ab 10 Personen werden kostenlose Führungen angeboten. Diese außergewöhnliche Ausstellung bietet eine einmalige Gelegenheit, tief in die Geschichte einzutauchen, die Vergangenheit lebendig werden zu lassen und die Bedeutung des Erhalts unserer kulturellen Identität zu erleben. Sie verdeutlicht, dass die heutigen Bildungserfolge auf den Bemühungen und Opfern der Vergangenheit basieren. Durch die Ausstellung sollen die Errungenschaften und Herausforderungen der älteren Generationen greifbar gemacht und deren Vermächtnis gewürdigt werden.
Im Bild: Die Nichte von Kanonikus Michael Gamper, Martha Ebner, mit ihrem Sohn Toni Ebner/c-Schützenbezirk Brixen