Bäuerinnen diskutieren mit Dorfmann über EU-Agrarpolitik

Gentechnik, Entnahme Wolf und Bär, Naturwiederherstellungsgesetz, Nachhaltigkeit und Biodiversität – diese Themen besprach der Landesbäuerinnenrat beim Sommergespräch am 7. August 2023 mit EU-Abgeordneten Herbert Dorfmann beim Gostnerhof in Barbian.

Allen voran das Thema Wolf und Bär. Die Gesetzeslage sei klar. Die Flora-Fauna-Habitat Richtlinie von 1992 schütze die vom Aussterben bedrohten Pflanzen und Tiere, somit auch Wolf und Bär. „Aber die EU sieht klar vor, dass bei Bedrohung für Mensch und Nutztiere der Schutzstatus ein anderer ist“, erklärt Herbert Dorfmann die EU-Vorgaben. Für Südtirol ist ein gemeinsamer Wolfsmanagement-Plan mit den anderen italienischen Alpenregionen notwendig, einige europäische Länder und Regionen haben es bereits. „Ein Leben ganz ohne Wolf und Bär wird es nicht mehr geben, aber die Population muss geregelt werden. Die Entnahme ist laut EU-Richtlinie erlaubt, sie schützt den Artenerhalt und nicht einzelne Tiere“, so der EU-Abgeordnete. Wenn auch ersichtlich ist, dass es Bewegung bei diesem Thema gibt, betont Landesbäuerin Antonia Egger jedoch: „Es geht uns zu langsam, inzwischen verenden viele unserer Nutztiere.“

Auch der Bereich Pflanzenschutz wurde im EU-Parlament behandelt. Eine klare Forderung der EU ist eine Reduzierung der Pflanzenschutzmittel. Es braucht neue Formen von Pflanzenschutzmitteln, welche die heutigen Anforderungen erfüllen. Ein umstrittenes Thema, welches auch zu einer Reduktion von Pflanzenschutzmitteln führen kann, ist die genetische Forschung von resistenteren Sorten. Gentechnik ist per EU-Definition der technische Eingriff in ein Genom der Pflanze. Durch das Aktivieren oder Deaktivieren von Genteilen sind gezieltere Auswirkungen möglich. Die heutigen Möglichkeiten in der Gentechnik-Forschung ermöglichen neue Wege, um eine Pflanze resistenter zu machen. Es sei wichtig, hier an der Definition zu arbeiten und zu schauen, welche Möglichkeiten die Gentechnik bietet, mit dem Ziel Pflanzenschutzmittel zu reduzieren. Daran arbeite gerade das EU-Parlament.

Die Bäuerinnen sprachen das Thema der Saatgutvermehrung an. Zurzeit ist Saatgut zertifiziert und streng reglementiert, sodass ein Tausch oder gar Verkauf von Saatgut, das nicht dem aufwendigen Registrierungsverfahren unterzogen wurde, nicht möglich. Diese Reglementierung ist notwendig, um den Bauern Sicherheit beim Einkauf von Saatgut zu geben. Die EU plant dazu jedoch eine Änderung. In kleinen Mengen soll es in Zukunft möglich sein, Saatgut ohne Zertifizierung zu tauschen oder auch zu verkaufen, denn ohne diese Möglichkeit wird es bald keine regionale Sortenvielfalt mehr geben.

Dorfmann hat das vieldiskutierte Naturwiederherstellungsgesetz abgelehnt. „Es weist viele Mängel auf und ist nicht für ganz Europa anwendbar, die ländliche Situation in den Ländern sei zu unterschiedlich,“ so Dorfmann. Jedoch arbeitet Europa sehr stark an einer guten landwirtschaftlichen Struktur, die dem Thema Nachhaltigkeit und Biodiversität viel Aufmerksamkeit schenkt.

In Europa wird zunehmend über Versorgungssicherheit und weniger über Überproduktion diskutiert. Das haben verschiedenen Krisen, zuletzt der Ukraine-Krieg ausgelöst. Weltweite Konfrontation bewegen die Menschen und wecken das Bedürfnis nach lokaler Versorgungssicherheit. „Wir als Bäuerinnenorganisation setzen uns für den Erhalt der lokalen Landwirtschaft ein und sehen auch auf EU-Ebene durchaus Veränderungen, die positive Auswirkungen auf regionaler Ebene haben können“, bedankte sich Landesbäuerin Antonia Egger für das Gespräch bei EU-Abgeordneten Herbert Dorfmann.

Im Bild: © SBO – Landesbäuerin Antonia Egger im Gespräch mit EU-Abgeordneten Herbert Dorfmann