Doktorat in der Kunst – macht das Sinn?

Durch die Universitätswerdung der ehemaligen Kunsthochschulen (in Österreich: 1998) stellt sich als ein Folgeproblem unter anderem die Frage nach dem Status künstlerischer Doktorate: Sollen die Studierenden, die bislang in künstlerischen Disziplinen ein Diplom oder einen Master-Titel erworben haben, danach auch ein eigenes Doktorat erwerben können? Mit einer künstlerischen Dissertation also? Und wie könnte diese dann aussehen?

Wie in vielen anderen Ländern, in denen diese Frage angesichts boomender neuer künstlerischer PhD-Programme auftaucht, droht hier eine Gefahr: nämlich dass das spezifisch Doktoratswürdige der Kunst in ihrem Beitrag zu bestehenden anderen Wissenschaften (etwa den Humanities oder Cultural Studies) gesehen wird. Als künstlerisch doktoratsberechtigt gilt dann, wer einen Theorieüberschuss aufweist, der in eine künstlerische Form nicht integrierbar ist.

Eine entscheidende Innovationskraft der Kunst geht jedoch gerade von jenen Kunstrichtungen aus, die vorwiegend über die Form operieren und dadurch imstande sind, Glamour und Faszination zu erzeugen. Darum ist es wichtig, künstlerische Doktorate sowie künstlerische Forschung insgesamt in einer Weise zu bestimmen, die der Besonderheit der Kunst als Wissensform Rechnung trägt und sie nicht den etablierten Darstellungsweisen anderer Wissenschaften unterordnet.

Ausschlaggebend muss ein künstlerisches Resultat auf der Höhe des internationalen „state of the art“ sein. Auch in den Wissenschaften zählen schließlich Resultate: in den jeweiligen, der professionellen Praxis entsprechenden, etwa schriftlichen Darstellungsformen und nicht etwa wissenschaftstheoretische Reflexionen über die eigene wissenschaftliche Arbeit. Man darf nicht vergessen, dass die Kunst ein eigenes Wissen besitzt, eines, das sich nicht mit den Versuchen deckt, sie zu verwissenschaftlichen. Und das gerade durch diese Versuche zum Verschwinden gebracht werden könnte.