Wiens Große Koalition erleidet herbe Verluste

Werner Faymann

Laut Pressebericht ist es ein knapper Wahlausgang in Österreich. Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann darf weiterregieren. Zwar retten die sozialdemokratische SPÖ von Kanzler Werner Faymann und die konservative ÖVP mit etwas mehr als 50 Prozent nach ersten Prognosen ganz knapp ihre Mehrheit und wollen weitermachen. Die von Korruptionsskandalen und Stillstand genervten Wähler haben ihnen einen Denkzettel verpasst: SPÖ und ÖVP liegen mit 26,5 und knapp 24 Prozent auf ihrem historischen Tiefstand. 

FPÖ so stark wie unter Haider. Den Regierungsparteien dicht auf den Fersen ist mit starken Zugewinnen die rechte FPÖ, für die mehr als jeder fünfte Österreicher stimmte. Sie ist deutlicher Wahlsieger des Abends: Mit knapp 22 Prozent – ein Plus von fast vier Prozentpunkten sind die Rechten aktuell wieder so stark, wie sie zuletzt Mitte der 1990er Jahre unter Jörg Haider waren.
Trotz Rekordausgaben für den Wahlkampf blieb der 81-jährige Milliardär Frank Stronach unter den Erwartungen.
Sozialdemokraten im Allzeittief. Stronach und die Rechten einst eine sehr Euro-kritische Haltung, wovon sich nach dem Ergebnis fast 30 Prozent der Österreicher angesprochen fühlten. Mit der Euro-Krise begründete die SPÖ in ihrer ersten Reaktion auch ihr historisch schlechtestes Ergebnis.
Für die Überraschung des Abends sorgten die erstmals angetretenen liberalen Neos, die aus dem Stand über die Vier-Prozent-Hürde kamen. Das Bündnis setzt sich aus enttäuschten ÖVPlern, aber auch ehemaligen Grünen und Sozialdemokraten zusammen. Sie versprachen, als Sprachrohr der Bürger längst überfällige Reformen bei den Renten oder der Bildung endlich durchzusetzen. Unterstützt wurde die Bewegung auch vom ehemaligen Strabag-Gründer und Ex-Topmanager Hans-Peter Haselsteiner. “Wir wollten Erneuerung in Österreich, wir wollten ins Parlament – wir sind jetzt da”, freute sich der Vorsitzende Matthias Strolz. Er kündigte an, endlich Lebendigkeit ins Hohe Haus zu bringen.