Der Chef des PD, Matteo Renzi möchte sich nur wenig Zeit nehmen, um seine Regierungsmannschaft auf die Beine zu stellen, so stol.it.
Der für seinen Tatendrang bekannte 39-Jährige wartet nun auf den Auftrag zur Regierungsbildung, den ihm Staatschef Giorgio Napolitano voraussichtlich am Montag erteilen wird. In seiner Heimatstadt Florenz führte Renzi am Wochenende bereits intensive Gespräche mit Spitzenpersönlichkeiten aus Wirtschaft, Kultur und Politik, die seinem neuen Kabinett beitreten könnten.
Der Bürgermeister von Florenz denkt an ein schlankes Kabinett mit nur zwölf Mitgliedern, darunter mehrere Frauen. Als mögliche Wirtschaftsministerin wird die Ökonomin Lucrezia Reichlin gehandelt.
Diese soll Renzi vom Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, empfohlen worden sein. Der Wirtschaftsexperte Tito Boeri soll laut Gerüchten zum Industrieminister aufrücken. Außenministerin Emma Bonino soll im Amt bestätigt werden. Dasselbe gilt für Innenminister Angelino Alfano, sollte sich seine Mitte-Rechts-Partei NDC zum Verbleib in der Regierungskoalition entschließen. Bis jetzt hatte die NDC das Kabinett Letta getragen.
Der scheidende Regionalminister Graziano Delrio arbeitet gemeinsam mit Renzi an der Regierungsbildung. Delrio zählt zu den engsten Vertrauten Renzis. Ihm werden gute Chancen eingeräumt, ein Schlüsselressort im neuen Kabinett zu übernehmen.
Der PD-Chef, der zum jüngsten Premier der EU und in der republikanischen Geschichte Italiens aufrücken kann, traf auch den bekannten Schriftsteller Alessandro Baricco.
Dieser ist als neuer Kulturminister im Gespräch. Baricco erklärte, er steht Renzi als Berater für Kulturfragen zur Verfügung, er ist jedoch an einem Ministerposten nicht interessiert.
Renzi führte auch schon Gespräche mit dem Geschäftsführer des Brillenkonzerns Luxottica, Andrea Guerra, der für das Industrieministerium gehandelt wird.
Konsultationen gab es mit dem Eigentümer des Modeunternehmens Tod’s, Diego Della Valle, der in den letzten Wochen wiederholt Kritik an der Wirtschaftspolitik der Regierung um den am Freitag zurückgetretenen Premiers Enrico Letta geübt hat.
Der Präsident des Sportwagenhersteller Ferrari, Luca Cordero di Montezemolo, ist als möglicher Minister im Gespräch, der sich um die Förderung der „Made in Italy“-Produktion kümmern soll.
Renzi möchte laut Berichten einige junge Mitglieder seines PD-Gremiums in das neue Kabinett holen. Einen Ministerposten könnte unter anderem die Präsidentin der Region Friaul Julisch Venetien, Debora Serracchiani, übernehmen.Sie ist in der PD Infrastruktur-Verantwortliche.
Der Wirtschaftsexperte Filippo Taddei könnte ebenfalls einen Ministerposten erhalten. Gute Chancen zur Arbeitsministerin aufzurücken, hat die 33-jährige Parlamentarierin Marianna Madia. Renzis Sprecher Lorenzo Guerrini könnte Staatssekretär werden.
Beim Tauziehen um die Ministerposten wird sich der neue Premierminister mit den Koalitionspartnern messen und die Machtverhältnisse im Regierungsbündnis berücksichtigen müssen.
So soll Renzis PD mindestens fünf Minister stellen. Die Zentrumspartei Scelta Civica und die verbündete „Popolari per l’Italia“ fordern jeweils einen Ministerposten, Alfanos NCD beansprucht zumindest zwei Ministersessel.
Dem Parlament will sich Renzi mit einem ambitionierten Programm vorstellen, das Italiens lahmer Wirtschaft neuen Schwung verleihen und in Italien eine neue Phase der Reformen in die Wege leiten soll. Neben der Verabschiedung seines Wahlrechtsmodells „Italicum“ will Renzi vor allem auf Einsparungen bei den Kosten der Politik setzen. Das Parlamentssystem mit zwei gleichberechtigten Kammern will er dringend reformieren.