Entlohnungen, Wohnen und Gesundheitswesen prioritär. SGBCISL erst-mals mit mehr als 55.000 Mitgliedern

Die Vertragsverhandlungen und insbesondere der Einsatz für höhere Löhne bleiben ein Arbeitsschwerpunkt des SGBCISL. Zu den Prioritäten zählen zudem das leistbare Wohnen und das Gesundheitswesen. Die vorrangigen Ziele und Schwerpunkte des SGBCISL für 2024 sind heute in Bozen bei der traditionellen Pressekonferenz zu Jahresbeginn vom Landessekretariat vorgestellt worden.
„2023 war durchwachsen. Es gab zwar einen wirtschaftlichen Aufschwung und es konnten auch einige Kollektivverträge erneuert werden, allerdings sind die Einkommen, insgesamt gesehen, wegen der hohen Lebenshaltungskosten zu niedrig. Die Frage angemessener Löhne bleibt ungelöst und auf der Agenda der Gewerkschaft weiterhin ganz oben“, so Generalsekretärin Donatella Califano.
„Keine Ausreden mehr, es ist höchste Zeit für Landeszusatzverträge und Betriebsabkommen mit einem zusätzlichen Landeslohnelement. Wir werden den Druck auf die Arbeitgeber aufrechterhalten und von der Politik einfordern, die Anwendung repräsentativer Verträge zu unterstützen: eine Zertifizierung der angewandten Verträge soll Voraussetzung für den Zugang von Betrieben zu öffentlichen Hilfen und Beiträgen sein,“ so Califano. Ziele sind weiters die Stärkung des Gesundheitswesens und das leistbare Wohnen.
Der SGBCISL setzt sich für ein effizientes und bürgernahes öffentliches Gesundheitswesen ein. Dies kann auch über eine bessere Vernetzung der Dienste mittels Digitalisierung und Vereinfachung des Systems erreicht werden. Anregt wird zudem ein ständiger Koordinierungstisch für den Bereich Pflege/Betreuung.
„Der Weg zum leistbaren Wohnen führt über die öffentliche Hand“, so Califano. Die Gewerkschaft schlägt deshalb den Bau von Wohnungen mit Preisbindung vor. Ein solches öffentliches soziales Wohnbauprogramm mit bezahlbaren Mieten sollte sich gerade an jene Gruppen richten, die sich keine Eigentumswohnung leisten können: junge Menschen, Familien, Arbeitnehmer von außerhalb Südtirols.
Wichtige Punkte im neuen Jahr bleiben die aktive Arbeitsmarktpolitik, um die Kompetenzen und die Beschäftigungsfähigkeit zu verbessern, gezielte Maßnahmen für Jugendliche und im Bereich der Chancengleichheit sowie die Förderung der Arbeitssicherheit. Von der Landespolitik werden ein echter sozialer Dialog und die Einbeziehung bei wichtigen Fragen eingefordert. „Wir werden gegenüber der neuen Landesregierung für unsere Werte sowie für die sozialen Rechte und die soziale Gerechtigkeit und Inklusion einstehen.“
Landessekretär Sandro Fraternali blickte auf das abgelaufene Arbeitsjahr zurück und rief die wichtigsten Ergebnisse und Ereignisse in Erinnerung: die Verhandlungstische und die gewerkschaftliche Mobilisierung für höhere Löhne, die in die Großkundgebung vom 6. Juni in Bozen gipfelte. Weiters verwies er auf den einheitlichen Vorschlagskatalog, der im Hinblick auf die neue Legislaturperiode ausgearbeitet und den Parteien vorgelegt worden ist. Weitere Initiativen betrafen jene anlässlich des Tags der sozialen Gerechtigkeit am 20. Februar und des 75-Jahr-Jubiläums im Oktober. „Diese 75 Jahre stellen eine Erfolgsgeschichte dar, trotz aller vergangenen und aktuellen Schwierigkeiten für die Gewerkschaft, weil wir in der Gesellschaft verwurzelt und ständig gewachsen sind. Wir wollen uns für die künftigen Herausforderungen, auch in der Arbeitswelt, bestmöglich rüsten und haben dafür ein breitgefächertes internes Weiterbildungsprogramm auf den Weg gebracht“, so Sandro Fraternali. Er verwies noch auf die Veröffentlichung des Lesebuchs “Standpunkte” anlässlich des 75-Jahr-Jubiläums, eine Auswahl von Artikeln, die Sepp Stricker in den Jahren 2003-2022 für die SGBCISL-Mitgliederzeitschrift “Solidarität“ geschrieben hatte.
Organisationssekretär Walter Gasser ging auf die im Jahr 2023 erbrachten Dienstleistungen und den Mitgliederstand ein. Der SGBCISL konnte im abgelaufenen Jahr 55.012 Mitglieder verzeichnen, was ein Plus von 1% gegenüber 2022 bedeutet. Damit behauptet sich der SGBCISL als mitgliederstärkste Gewerkschaft Südtirols. „Wir konnten auch im letzten Jahr den positiven Trend bei den Mitgliederzahlen bestätigen und bilden dabei Südtirols Gesellschaft ab. Erfreulich ist, dass wir eine junge Gewerkschaft sind – ein Fünftel der Mitglieder ist jünger als 36 Jahre“. Gasser unterstich zudem, dass über 3 Millionen Euro an Lohnforderungen für die betroffenen Arbeitnehmer erstritten werden konnten. „Dies zeigt, dass wir eine wichtige Anlaufstelle sind und dass es die Gewerkschaft mehr denn je braucht“, so Gasser. Er listete weitere Zahlen aus der Leistungsbilanz 2023 auf: so wurden in den SGBCISL-Büros über 30.000 Steuererklärungen 730 und über 20.000 ISEE- und EEVE-Erklärungen abgefasst. „All dieses Vertrauen bringt auch viel Rückenwind für die Zukunft und unsere Ziele,“ so Gasser abschließend.

Im Bild das Landessekretariat, v. l. Sandro Fraternali, Donatella Califano und Walter Gasser