Südtirol hat Fieber

Im März letzten Jahres sahen wir, der Dachverband für Natur- und Umweltschutz, die Chance noch bei 50%, dass die Landespolitik den selbst geschriebenen Klimaplan ernst nimmt und sich effektiv für den Erhalt unserer Wälder, unter anderem in ihrer Rolle als CO2-Senke, einsetzt. Wir definierten den Ausgang des Ansuchens der Gemeinde Vahrn um Umwidmung von ungefähr 2 Hektar Wald nahe des Biotops Vahrner See in landwirtschaftliches Grün als „Gradmesser für die Schlagkraft des Südtiroler Klimaplans”. Mit dem letzten veröffentlichten Beschluss der Landesregierung (N.10 von 2024) wurde noch als Schlussakt der Landesregierung diese Umwidmung genehmigt und damit bestätigt, Südtirol hat Fieber.

Dementsprechend müssen wir heue feststellen, dass die Schlagkraft des Klimaplans unzureichend ist, um effektiven Klimaschutz zu gewährleisten. Es muss daher dringend nachgebessert werden. Wir unterstützen hier die Forderung der Klimaschutzgruppen nach einem Klimagesetz für Südtirol.

Dazu Roland Plank, Sachverständiger für Klimaschutz des Dachverbandes: „Ich bin überzeugt, dass dem Großteil der Bevölkerung und damit natürlich auch der Politik der Erhalt unseres schönen Landes Südtirol am Herzen liegt und dass darum vieles getan wird, damit die Welt nicht bleibt, wie sie ist, sondern ein besserer Ort wird. Aus diesem Grund versuche ich überall das Positive zu sehen und daraus Kraft für unseren Kampf für mehr Nachhaltigkeit zu gewinnen. Die massiven Grün-Grün-Umwidmungen der letzten Jahre, welche vielfach ohne langfristig kontrollierte, ökologische und landschaftliche Begleitmaßnahmen abgewickelt wurden, stellen aber eine enorme Bedrohung, allen voran für ökologisch wertvolle Waldstandorte der Talniederungen dar und lassen mich an dieser Einstellung zweifeln. Ich bitte unsere Politiker diese Entwicklung zu stoppen und unsere Wälder, insbesondere jene, denen ein besonderer ökologischer Wert zuerkannt werden kann, zu erhalten.“

Eine funktionierende Landwirtschaft ist notwendig für eine nachhaltige Entwicklung. Lokale Lebensmittel sind eine wichtige Säule des aktiven Klimaschutzes. Und natürlich wissen wir auch, dass landwirtschaftliche Betriebe eine Mindestgröße brauchen, um auch den Landwirten eine angemessene und angenehme Lebensqualität zu gewährleisten. Josef Oberhofer, Präsident des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz, gibt zu bedenken: „Auch in der Landwirtschaft sollten nicht andere Regeln gelten als in der Industrie, Gastronomie und im Privaten. Der Ausbau der Betriebe darf nicht auf Kosten der Natur und Umwelt gehen. Es freut mich immer zu sehen, dass viele Landwirte eine besonders tiefe Verbindung zur belebten Natur haben und sich daher auch aktiv für deren Schutz einsetzen. Umso mehr ärgert es mich, wenn diejenigen, die nie genug bekommen können, einen so wichtigen essenziellen Wirtschaftsbereich in Verruf bringen, anstatt ihrer Verantwortung als tragende Säule der Gesellschaft gerecht zu werden.“

Auch René Federspieler von der Umweltgruppe Eisacktal hyla vertritt hier eine deutliche Meinung: “Die geschlossenen Waldgebiete im Brixner Talkessel sollen geschützt und nicht weiter geöffnet werden. Wir haben bereits große Waldflächen durch den Bau des Brennerbasistunnels und anderer Eingriffe rund um die Autobahnausfahrt in Vahrn verloren. Diese Entwicklung muss gestoppt werden. “

Gemeinsam fordert der Dachverband für Natur- und Umweltschutz und die Umweltgruppe Eisacktal hyla einen Stopp der massiven Grün-Grün Umwidmungen und die Aufwertung der noch bestehenden talnahen Waldflächen.

Im Bild: Josef Oberhofer