Klimaschützerinnen und Klimaschützer aus Südtirol und dem Trentino wollen künftig enger zusammenarbeiten, sich stetig austauschen, Aktionen koordinieren und von Best-Practice-Beispielen beider Seiten lernen. Das wurde nun bei einem Treffen von Vertreterinnen und Vertretern der Organisationen Climate Action South Tyrol, Rete Climatica Trentina, Protect Our Winters Italy (POW) und Scientists for Future South Tyrol in Salurn vereinbart – auch mit Blick auf die anstehenden Europawahlen und die Olympischen Winterspiele 2026.
„Der Klimaschutz und die Bemühungen um eine Anpassung an die Klimaveränderungen sind keine Anliegen, die an den Landesgrenzen Halt machen, deshalb sind uns der Austausch und die Zusammenarbeit über die Grenzen hinaus wichtig“, erklärte der Sterzinger David Hofmann von Climate Action South Tyrol nach dem Treffen in Salurn. Die Aussprache sei daher in erster Linie genutzt worden, um sich gegenseitig kennenzulernen, sich über die Tätigkeiten und geplanten Initiativen zu informieren und eventuelle Schnittmengen festzustellen, für die eine Zusammenarbeit sinnvoll wäre.
Eine dieser Schnittmengen wurde in der bevorstehenden Wahl des Europaparlaments ausgemacht. „Bei diesen Wahlen werden wichtige Weichen für die Zukunft Europas gestellt und damit auch und vor allem für den Klimaschutz und den Schutz der Berge“, erklärte Linda Schwarz, Präsidentin des italienischen Ablegers von POW. In der global tätigen Organisation sind Menschen organisiert, die ihre Freizeit in den Bergen verbringen und diesen Lebensraum schützen und bewahren wollen. „Unser Ziel im Vorfeld der EU-Wahlen ist daher, Gleichgesinnte in ganz Europa zu erreichen und ihnen ans Herz zu legen, ihre Stimme Kandidatinnen und Kandidaten zu geben, die das Anliegen, unsere Berge und das Klima zu schützen, glaubhaft vertreten“, so Schwarz.
Ein weiteres Thema, bei dem die Klimaschutz-Netzwerke Südtirols und des Trentino sowie POW und Scientists for Future künftig enger zusammenarbeiten wollen, sind die Olympischen Winterspiele Mailand-Cortina 2026. „Gerade wenn es um lokale Bau- und Infrastrukturvorhaben mit weitreichenden Folgen für die Umwelt geht, wollen wir Informationen austauschen und gemeinsame Initiativen anstoßen. Besonders hilfreich sind natürlich die Erfahrungen des bereits bestehenden Klimabündnisses Climate Action in Südtirol.“, so Sebastiano Moltrer vom Netzwerk Rete Climatica Trentina, der den Bau der Bobbahn in Cortina als Beispiel nennt. Zudem sollen die Erfahrungen mit den Spielen 2026 in ein Positionspapier einfließen, in dem die Zukunft von Olympia unter den Gesichtspunkten des Schutzes von Klima und alpinem Lebensraum beleuchtet und Best-Practice-Beispiele gesammelt werden.
Wie wichtig und dringend wirksame und weitreichende Maßnahmen zum Schutz des Klimas sind, wurde beim Treffen in Salurn schon beim Blick aus dem Fenster klar – dass Apfelwiesen derzeit (wieder) unter Wasser stehen, ist nicht zuletzt auf sich verändernde Wetterverhältnisse zurückzuführen, Auswirkungen der Erderwärmung, die wir alle schon wahrnehmen können. So auch die schneeärmeren Winter, was die zuspitzende Wasserknappheit im Frühjahr verstärkt. Die Alpen sind ein sensibles Ökosystem und die Erderwärmung bringt noch viele weitere Auswirkungen mit sich, wie verstärkte Regenfälle, daraus folgenden Murenabgängen, Felsstürze durch das Auftauen von Permafrost, aber auch Waldbrände werden wahrscheinlicher. All das kann nicht nur wachsende Kosten verursachen, sondern schlimmstenfalls auch Menschenleben kosten.
“Das Zeitfenster, in dem wir noch handeln können, um die schlimmsten Auswirkungen der Klimakrise abzuwenden”, schließt sich schnell. Die 1,5 Grad Grenze gilt unter Klimaforschenden bereits verloren. Da sich Politik und Wirtschaft weiterhin viel zu langsam bewegen, ist es essentiell, sich auch über Provinzgrenzen zu unterstützen, denn gemeinsam können wir mehr bewegen”, waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Treffen in Salurn einig.
Im Bild v.l.n.r.: Linda Schwarz (Protect Our Winters Italy – POW IT), Emiliano Campisi (Rete Climatica Trentina – RCT), David Hofmann (Climate Action South Tyrol – CAST), Jess Delves (CAST, Scientists For Future), Giulio Orsingher (RCT), Giorgia Garancini (POW IT), Sofia Farina (POW IT), Tom Van De Plassche (POW IT). Auf dem Foto fehlen Sebastiano Moltrer (RCT) und Theresa Kurz (CAST), die früher gingen