Garn verbindet, das hat der Verein Schutzhütte B1 Rifugio EO bei seiner jüngsten Häkelaktion mit geflüchteten und eingewanderten Frauen erlebt. Eliana Muraro, die als freiwillige Sozialdienstleistende beim Verein aktiv ist, hat Frauen aus als einem Dutzend Herkunftsländern zum Häkeln eingeladen. Die Frauen befinden sich durchwegs in schwierigen Lebenssituationen, können derzeit keiner beruflichen Arbeit nachgehen und sind in Wohnungen des Vereins untergebracht. Alle Frauen kannten Häkelarbeiten von ihren Müttern und Großmüttern. Die Platzhalter, Glas- und Tischuntersetzer sind ab dem Tag der Frau in den Südtiroler Weltläden erhältlich.
Gemeinsam mit einigen Bewohner*innen und Vorstandsmitgliedern des Vereins Schutzhütte B1 Rifugio EO hat Eliana Muraro Deckchen als Glas- und Telleruntersetzer gehäkelt. Eliana Muraro ist vor vielen Jahren selbst aus Brasilien nach Südtirol gekommen und hat sich an vielen Aktionen zugunsten geflüchteter und eingewanderter Menschen beteiligt. Jetzt arbeitet sie als freiwillige Sozialdienstleistende im Verein Schutzhütte B1 mit. Das verhäkelte Garn stammt teilweise aus Elianas Herkunftsland Brasilien und teilweise aus Südtirol.
Eliana Muraro freut sich über die gelungenen Handarbeitsprodukte. Sie hat das Häkeln bereits als Kind gelernt. Ihre Urgroßmutter, Großmutter, Mutter und Schwester haben wunderbare Häkeldeckchen hergestellt, erzählt sie. Beim freiwilligen Sozialdienst bei der „Schutzhütte“ hat sie gemerkt, dass Frauen aus aller Welt häkeln können: „Wir haben uns zusammengetan, um gemeinsam schöne Kunstwerke zu schaffen.“ Die Frauen haben diese Art des Arbeitens mit Garn von ihren Müttern und Großmüttern gekannt. Auch wenn jede es anders gelernt hat oder macht, waren die Frauen durch Garn wortwörtlich verbunden. Beim Häkeln haben sie sich kennengelernt, bei Tee und vielen gemeinsam verbrachten Stunden gespürt, dass diese Tätigkeit verbindet.
Julia Kuppelwieser ist berufliche Mitarbeiterin beim Verein „Schutzhütte B1 Rifugio EO“ in Bozen: „Wir wollten Frauen, die durch eine schwierige Lebensphase gehen und nicht arbeiten können, mit dieser Häkelaktion eine sinnvolle Beschäftigung anbieten.“ Gemeinschaft tue gut. Die Frauen haben dabei andere Frauen kennengelernt, sich ausgetauscht, gemeinsam italienisch und deutsch gesprochen, voneinander gelernt und im gemeinsam Tun Sinnhaftigkeit erfahren.
Der Verein „Schutzhütte B1 Rifugio EO“ begleitet derzeit sechs Frauen in zwei Wohnungen in Haslach und vier Frauen in der Evangelischen Christuskirche in Bozen, in Kürze in vier weiteren Wohnungen im Stadtzentrum sechs Frauen. Ebenfalls in naher Zukunft will der Verein zehn weitere Wohnplätze für geflüchtete und eingewanderte Frauen in einer neuen Unterkunft in Bozen schaffen. In der Anlaufstelle in der Col di Lana Straße beraten die Mitarbeitenden weitere Frauen mit Migrationshintergrund. Der größte Teil der Frauen kommt aus Afrika, hauptsächlich aus Nigeria, Senegal, Ghana, Äthiopien, Gambia, Marokko und Tunesien. Dazu kommen Frauen aus Irak, Iran, Pakistan, Bangladesch, Mazedonien und Italien. In den vergangenen zwei Jahren hat der Verein zudem viele Frauen und Familien aus der Ukraine begleitet.
Die Koordinatorin der Südtiroler Weltläden Brigitte Gritsch freut sich über diese Zusammenarbeit. Gleichberechtigte Teilhabe zwischen Frau und Mann sei eines der Kernprinzipien des Fairen Handels: „Am Internationalen Tag der Frau demonstrieren Frauen weltweit für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung von Frauen“, sagt sie. Umso wichtiger sei es, Frauen zu unterstützen, die erste Schritte machen, um in Südtirol an ihrer Zukunft zu bauen. Garn sei ein probates Mittel dafür.
Die Tischuntersetzer und Platzhalter sind ab Freitag, 8. März 2024 in den 13 Südtiroler Weltläden erhältlich.
Im Bild: Eliana Muraro und Anta Bassene