Lukas Schwienbacher vom Forum Prävention äußert sich über intolerante Südtiroler, so Tageszeitung Online. Die notwendige Zivilcourage und eine persönliche Verunsicherung sieht er als Grund für Homophobie.
Als beim Eurovision Song Contest die Punkte vergeben wurde, war Schwienbacher doch positiv sprachlos. Hier hat sich eine Dynamik entwickelt, die man so nicht erwartet hat. Rassismus, Homophobie und Sexismus sind eine Form von Menschenfeindlichkeit, von Nichtwertschätzung und Demütigung, die häufig nicht so spektakulär thematisiert wird, so Schwienbacher. Wenn jemand zusammengeschlagen wird, ist das aufsehenerregender. Deshalb ist dieser Contest und was Tom Neuwirth betrifft, ein ganz großes Thema, dass sich den Platz auf der Bühne verdient hat.
Sie ist auch eine besondere Figur, die aus ihrer persönlichen Erfahrung erzählt. Dadurch spricht sie die Menschen an und schafft es vielleicht, eine Veränderung im Denken und im Handeln der Menschen herbeizuführen. Es geht hier auch um Zivilcourage, denn man muss ganz selbstbewusst damit umgehen, auch wenn man mit vielen Vorurteilen und Bösartigkeiten konfrontiert wird. Dann kann man viel bewegen und auch andere Menschen beeinflussen, die einerseits ihre eigenen Gedanken und Einstellungen überdenken und andererseits selbst den Mut aufbringen, einen solchen Schritt zu machen, sagt Schwienbacher.
Auch in Südtirol ist Homophobie leider noch ein großes Thema, obwohl man es nicht auf eine Altersklasse beschränken kann. Man möchte meinen, dass vor allem die ältere Generation verschlossen ist. Das ist nicht der Fall. Es gibt sowohl junge, als auch erwachsene Personen, die mit Vorurteilen behaftet sind. Man findet aber genauso junge und erwachsene Menschen, die Andersdenkenden und Neuem offen gegenüberstehen. Es gibt einfach noch viele Vorurteile und Diskriminierung, dem sollte man aktiv entgegentreten.
Leider sieht er, auch dass so mancher Südtiroler gegenüber Diskriminierung und Homosexualität nicht gefeit ist. Gerade Kraftausdrücke und Beschimpfungen, wie „Du schwule Sau“, sind ein großes Thema, das allgegenwärtig ist. Diese psychische Gewalt und Ablehnung, die sich zu Beginn nur durch Worte und Gesten ausdrückt, kann aber sehr schnell in körperliche Gewalt umschlagen. Die Grenzen sind hier fließend.
Lukas Schwienbacher glaubt, dass Männer mehr von diesen Anfeindungen betroffen sind. Man braucht aber eine grundsätzliche Sensibilisierung der Gesellschaft, dass es sich hier um Menschen handelt, die in ihrer Art und Weise gleich zu respektieren sind wie alle anderen auch. Egal wie sie sind, was sie glauben oder was sie fühlen.
Im 21. Jahrhundert hat man immer noch mit Homophobie zu kämpfen. Es hat unter anderem viel mit persönlicher Verunsicherung gegenüber der eigenen Identität zu tun. Wenn man in seiner eigenen sexuellen Identität nicht gefestigt ist, treten leichter homophobe Züge auf. Man möchte meinen, dass das im 21. Jahrhundert kein Thema mehr sein könnte und dürfte. Die Realität ist aber eine andere, auch bei uns in Südtirol. Es gibt noch sehr viel zu tun. Deshalb glaube Schwienbacher, dass Conchita Wurst ein sehr gutes Beispiel ist, wie man in unserer Zeit Stellung beziehen und Zivilcourage beweisen kann.