War der vergangene Kultursommer in der Bischofsstadt Brixen noch durch einen verspäteten Beginn und notgedrungen kleinere Ensembles gekennzeichnet, so veranstaltet die Brixner Initiative Musik und Kirche heuer wieder größere Aufführungen an wunderbaren Orten in Brixen und seiner Umgebung.
Das Programm bietet große Werke wie Bachs h-Moll-Messe oder Haydns Oratorium „Die Schöpfung“. Weiters sind musikalische Kostbarkeiten von Mozart, Bach und ihren Zeitgenossen, aber auch unentdeckte Raritäten aus bedeutenden Archiven zu hören.
Interpretiert werden die Werke sowohl von international angesehenen Musikern als auch von Ensembles und ausgewiesenen Musikspezialisten aus Süd- und Nordtirol. Der Dreiklang von suggestiven Orten, musikalischen Meisterwerken und hochmotivierten Musikern verspricht unvergessliche und tiefgehende Erlebnisse, die der Seele und dem Geist gerade in der Erholungsphase von der bedrückenden Pandemie guttun.
Den Beginn macht am 15. Juli im Brixner Dom die großartige Messe in h-Moll von Johann Sebastian Bach, ein Unikat in seinem Gesamtwerk: Der erklärte Lutheraner komponierte für den katholischen Dresdner Hof. Die Komposition dieser Messe erstreckte sich über Jahrzehnte. Bach dachte wegen der großen Besetzung wohl nicht an eine Aufführung während der Liturgie, Bach wollte mit dieser Komposition der Nachwelt ein musikalisches Vermächtnis hinterlassen.
Bei der Aufführung singen international renommierte Solisten: Johanna Falkinger, Johanna Zachhuber, Sebastian Taschner (Tenor) und Stefan Zenkl (Bass). Der Chorus sine nomine wird von Johannes Hiemetsberger geleitet und zählt zu den profiliertesten Vokalensembles Österreichs. Das Orchester Wiener Akademie ist eines der wichtigsten Originalklangorchester der Welt und steht heute international für lebendige Interpretation und Virtuosität.
Am 26. Juli folgt „Erzählung des Himmels“ in der einzigartigen Kirche des Priesterseminars Brixen. Unter diesem Motto führt das Ensemble Affinità musikalische Kostbarkeiten von Johann Sebastian Bach und seinen Zeitgenossen auf. Werke von Gottfried Heinrich Stölzel, J. S. Bach, Jan Dismas Zelenka, Johann Friedrich Fasch stehen auf dem Programm.
Die Ausführenden sind ausgewiesene Spezialisten für Barockmusik. Die Oboistin Elisabeth Baumer gründete das österreichisch-italienische Ensemble Affinità aus dem Wunsch heraus, eine besondere Plattform für Kammermusik zu schaffen. Inspiriert wurde der Name „Affinità“ von den feinen Empfindungen des Goethe-Romans „Die Wahlverwandschaften“, in der italienischen Übersetzung „Le affinità elettive“. Er spielt aber auch auf die italophilen Habsburger Kaiser des 17. und 18. Jhs. und die engen Beziehungen zwischen der Wiener Hofmusikkapelle und etlichen italienischen Musikerpersönlichkeiten an.
Am 8. August wird das Stabat mater von Joseph Haydn in der Pfarrkirche von Niedervintl vom Amarida Vokal- und Instrumentalensemble unter der Leitung von Marian Polin aufgeführt. Im Katalog der Kirchenmusik von Franz Joseph Haydn nimmt dieses Werk einen ganz besonderen Platz ein. Nichts mit der Majestät der glanzvollen Meisterwerke der Reife (Oratorien und großen Messen); eher ein abgeschiedener Raum, in dem die kommunikative Dringlichkeit eines intimeren und reflektierenden Charakters zum Vorschein kommt.
Ein reines Mozartproramm bietet die Streicherakademie Bozen mit der Sopranistin Valentina Farkas unter der Leitung von Hansjörg Albrecht am 14. August im Brixner Dom. Natürlich darf die berühmte Motette „Exultate, jubilate“ nicht fehlen. Ihre geradezu weltliche Fröhlichkeit erinnert an den heiteren Stil des süddeutschen Spätbarocks, wie er uns in der bekannten Wieskirche begegnet. Weiters singt die international bekannte rumänische Sopranistin zwei Arien aus der Kantate „Davide penitente. Ergänzt wird das Programm mit Mozarts „Salzburger“ Sinfonie KV 338 und der „Linzer“ Sinfonie KV 425.
Die Stadtpfarrkirche von Sterzing ist zu einem Fixpunkt für ein besonderes Konzert der Brixner Initiative Musik & Kirche geworden: seit über 10 Jahren werden dort herausragende Aufführungen dargeboten. Am 20. August ist in Sterzing das Oratorium Die Schöpfung von Joseph Haydn zu erleben. Die Wiltener Sängerknaben und die Academia Jacobus Stainer unter der Leitung von Johannes Stecher bürgen für eine engagierte und kompetente Aufführung in der einzigartigen Sterzinger Pfarrkirche „Maria im Moos“.
Haydns Meisterwerk ist ein Bekenntnis zum Schöpfer, zur Natur und zum Menschen. Das Orchester mit reicher Bläserbesetzung bietet in verblüffender Vielfalt unterschiedliche Klangmischungen. Die drei Solisten in der Gestalt der Erzengel Gabriel (Sopran), Uriel (Tenor) und Raphael (Bass) erzählen den biblischen Bericht. Die Entstehung des Universums und der Erde, die Schönheit der Natur, der Pflanzen und Tiere werden staunend und freudig von ihnen miterlebt. Im dritten Teil des Oratoriums lösen die Stimmen des Menschenpaares Adam und Eva die Stimmen der Engel ab und schildern eindrucksvoll die menschliche Liebe.
Mit einer Besonderheit kann die Brixner Initiative Musik und Kirche heuer beim traditionellen Konzert „Mozart in der Hofburg“ aufwarten. Seit einiger Zeit steht im Kaisersaal der Brixner Hofburg ein kürzlich restauriertes Hammerklavier aus der Zeit von Mozart, das im Besitz der Familie Willeit aus St. Vigil in Enneberg ist und als Leihgabe dem Diözesanmuseums Hofburg überlassen ist. Am 11. September wird das restaurierte Hammerklavier mit dem Hammerklavierspezialisten Christoph Hammer eingeweiht. Auf dem Programm stehen Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Franz Bühler und Johann Baptist Gänsbacher.
Im Benediktinerkloster Marienberg in Burgeis leben seit über 900 Jahren Mönche nach der Regel des Heiligen Benedikt. Besonders sehenswert ist die Krypta, die 1160 geweiht wurde. In ihrem Inneren sind wunderschöne romanische Fresken zu bestaunen. Unter anderem befindet sich im Kloster auch ein bemerkenswertes Musikarchiv mit ca. 200 Drucken und über 100 Handschriften sowie eine Sammlung von Musikinstrumenten aus verschiedenen Epochen. Zusammen mit dem Tiroler Landesmuseen führt die Brixner Initiative Musik und Kirche immer wieder Werke aus dem Musikarchiv auf: am 25. September steht die Marienvesper “Vespro della Beata Vergine” von Maurizio Cazzati aus dem Jahre 1678 auf dem Programm. Marian Polin leitet das Ensemble Quadriga Musica.
Die Tätigkeit der Brixner Initiative Musik und Kirche wird besonders gefördert und ermöglicht durch die Kulturabteilung der Südtiroler Landesregierung, die Stadtgemeinde Brixen, durch die Stiftung Südtiroler Sparkasse, die Raiffeisenkassen, die Südtiroler Volksbank und durch die Firmen Niederstätter, Barth Innenausbau, Trenkwalder und Partner, Troyer und Durst Phototechnik.
Im Bild: Chorus sine nomine