Zum 60. Mal wird in Bozen der Internationale Klavierwettbewerb Ferruccio Busoni ausgetragen, so stol.it. Zwischen dem 20. und dem 29. August werden jene 24 jungen Pianisten bestimmt, die 2015 um den Busoni-Preis und Preisgelder in Höhe von insgesamt 60.000 Euro spielen.
Der Preis wurde im letzten Jahr durch die von Peter Donohoe geleitete Jury erneut nicht vergeben. Entsprechend spannend ist nun die Frage, ob die Jubiläumsausgabe nach 6 Jahren erstmalig wieder einen Busoni-Preisträger hervorbringt.
Sowohl der Klavierwettbewerb, als auch das parallel stattfindende, hochkarätig besetzte Klavierfestival spiegeln die 65jährige Geschichte des Busoni-Wettbewerbs wieder: Alle Mitglieder der Jury und fast alle Interpreten des Festivals sind selbst Busonipreisträger vergangener Jahrzehnte. Durch diesen programmatischen Schwerpunkt geben sich Wettbewerb und Festival ein ganz eigenes Profil, abseits vom pianistischen Mainstream vieler Konzertmetropolen.
Der Busoni-Wettbewerb steht seit kurzem unter der Schirmherrschaft des italienischen Außenministeriums. Dieser Status ist nicht zuletzt für eine geplante Tournee förderlich, in der sich die Stiftung Internationaler Klavierwettbewerb Ferruccio Busoni Ende 2014 / Anfang 2015 an acht italienischen Botschaften und Kulturinstituten präsentieren wird. Vor geladenem Publikum wird der Busoni in London, Peking, Paris, Moskau, New York, Berlin, Tokyo als Kulturbotschafter Bozens auftreten und für einen innovativen Wettbewerbsbegriff stehen.
Nach Auswertung der bis zum 31. Mai eingegangenen Anmeldungen stand bereits fest, dass der vor zwei Jahren aufgestellte Rekord nochmals übertroffen werden konnte und das der Wettbewerb weiter zunimmt: Waren es 2012 noch 304 junge Pianisten, die um Zulassung zur Vorauswahlrunde des Busoni-Wettbewerbs ansuchten, gingen in diesem Jahr trotz höherer Anforderungen des vorzutragenden Repertoires gar 335 Bewerbungen ein.
Seit Gründung des Busoni-Klavierwettbewerbs im Jahre 1949 haben dessen Preisträger bedeutenden Anteil an der Geschichte des Klavierspiels und der Musikinterpretation. Zur 60. Ausgabe des Klavierwettbewerbes kommen viele dieser Preisträger nach Bozen und sind im festlichen Rahmen des Busoni Klavierfestivals zu erleben; die Programmfenster „Unsere Geschichte“ und „Die Bühne der Jury” sind dabei neben den musikphilosophischen Ausführungen von Alfred Brendel und der Aufführung aller fünf Klavierkonzerte Beethovens in einem einzigen Konzert die markanten Elemente.
DIE BÜHNE DER JURY: 20., 22. und 28. August : Für einen Wettbewerb ist es alles andere als gewöhnlich, dass auch die Juroren selbst, alle praktizierende Pianisten und ehemalige Busoni-Preisträger, vor das Publikum treten. Angesiedelt sind die drei Konzerte in der Reihe Die Bühne der Jury jeweils in der Mittagszeit im Merkantilgebäude. Neben einem kurzen Recital werden sich die jeweiligen Juroren mit Erinnerungen und Reflexionen über die eigene Karriere und die eigenen Erfahrungen beim Busoni mitteilen. Natürlich darf bei diesen Lunchkonzerten das anschließende Brunchbuffet nicht fehlen.
Den Anfang machen am 20.8. Vladimir Selivochin, Träger des 1. Busonipreises 1968 und Jurypräsidentin Dubravka Tomsic, die 1961 den 3. Preis gewann. Auf dem Programm stehen die Etude tableaux op. 39 Nr. 5 von Sergej Rachmaninov, das Nocturne op. 48 Nr. 1 und die Polacca op. 53 von Fryderyk Chopin sowie die 3. Sonate von Domenico Scarlatti. Beim folgenden Termin am 22.8. sind es die beiden Italiener Roberto Cappello (1. Preis 1976) und Fabio Bidini, (2. Preis 1992) die dem Gespräch die Images von Claude Debussy, das Nocturne Nr(?). 20 von Fryderyk Chopin, La Valse von Maurice Ravel und die Rhapsody in Blue von George Gershwin Debussy voranstellen. Die Veranstaltungen am 20. und 22.8. sind jeweils in italienischer Sprache, während der 3. Termin am 28.8. mit Nina Tichman (2. Preis 1971) undJan Jiracek von Arnim (2. Preis 1996) in deutscher Sprache abgehalten werden wird. Sie interpretieren die Sonate in D-Dur D850 von Franz Schubert und jene in G-Dur op. 31/1 von Ludwig van Beethoven.
Die Handelskammer Bozen ist für den Busoni Wettbewerb in dieser Jubiläumsausgabe ein besonderer Partner. Zum einen weil in dessen Merkantilgebäude eine Reihe von Konzerten zu Ehren von Ferruccio Busoni, der hier als Wunderkind aufgetreten war, stattfinden; zum anderen auch weil man in der Bozner Klavierinstitution einen hervorragenden internationalen Botschafter des heimischen Territoriums sieht.