Tiere: was wissen und fühlen sie?

Zum Auftakt der 33. Ausgabe der Toblacher Gespräche fand am Freitagabend im Spiegelsaal des Grand Hotel Toblach eine Podiumsdiskussion statt, an der das Thema der Tagung erörtert wurde: „Von Schmusekatzen, Mastkälbchen, Wachhunden und Jagdtrophäen – Was wissen Tiere?“.

Seit den 1950-er Jahren hat sich der Fleischsymbol in Europa verfünffacht, gab Ralf Pellegrini, Präsident des Euregio Kulturzentrums Gustav Mahler, in seinem Eröffnungsstatement zu Bedenken. In Italien leben ca. 62 Mio. Haustiere und in mehr als 50% der Haushalte in Deutschland besteht eine Wohngemeinschaft zwischen Menschen und Tier, ergänzte er. Silvia Schroffenergger, seit 25 Jahren ehrenamtliche Tierschutzpolizistin, meinte, Tiere würden mehr wissen, als wir glauben. Am häufigsten werde sie vom Landesveterinäramt gerufen, um bei Hundehaltern die Tierschutzbestimmungen zu kontrollieren. „Viele Hunde flehen uns direkt an, ihnen zu helfen.“ Die Praxis zeige, dass hinter aggressiven Tierhaltern vielfach menschliche Dramen stehen. Menschen seien Weltmeister im Verdrängen und würden sich der Wahrheit verschließen. Dies gelte auch für Politiker, die eine Überarbeitung des veralteten Südtiroler Tierschutz-Gesetzes nicht als prioritär erachten.

Für Forstwirtin und Jägerin Julia Tonner haben Jäger den gesetzlichen Auftrag, das Gleichgewicht zwischen Wald und Wild wieder herzustellen. „Der Wald ist Lebensraum für Tiere und zugleich Schutzwald. Abschlüsse sind genau geregelt, deshalb handeln Jäger nachhaltig und Tiere werden nicht ausgerottet.“

Matthias Gauly, Veterinärmediziner und Professor für Nutztierwissenschaft an der Freien Universität Bozen, erklärte, in den letzten Jahren hätte sich das Verhältnis zu Tieren verändert. Auch die Wissenschaft habe erkannt, dass Tiere ihre Leistung bringen, wenn die Rahmenbedingungen für sie günstig sind.  „Wir wissen heute, dass die Gruppenhaltung günstiger ist, aber die Umsetzung in die Praxis hinkt hinterher.“ Es ist weitaus einfacher, eine Sau anzubinden als eine Sau in einer Gruppe zu halten, meinte Gauly, der sich an dem Begriff Massentierhaltung stieß: kleinstrukturierte Landwirtschaft sei nicht per se gut, große Betriebe nicht von vorneherein schlecht.

Daniel Felderer,  Veganer und aktiver Tierschützer, meinte, zentral sei nicht die Frage, was Tiere wissen, sondern was sie fühlen. „Natürlich wissen Tiere, dass sie vor einem Schlachthof stehen und gleich elendig sterben werden.“ Felderer verglich den Umgang der Menschen mit Tieren, mit jenen von Kolonialherren mit Sklaven, die über Leben und Tod bestimmen. 4 von 5 Schweinen werden nach Südtirol importiert, nachdem sie in Gaskammern vergast wurden. „Tiere gehen durch die Hölle, ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen.“ Felderer betonte, Veganismus sei eine Lebenseinstellung, die viele gesellschaftliche Probleme auf dieser Erde lösen würde.

Moderatorin Evi Keifl verwies am Ende der Diskussion auf die Arbeit der Bozner Künstlerin Martina Stuflesser hin, die seit einem Jahr Namen von Tieren in einer Stoffbahn einarbeitet – ein Manifest gegen den schleichenden Verlust an Biodiversität. Auf der Stoffbahn stehen in Großbuchstaben hunderte lateinische Namen von ausgestorbenen, aussterbenden oder gefährdeten Arten der alpenländischen Flora und Fauna. Das Kunstwerk ist im Foyer im ersten Stock des Grand Hotel Toblach ausgestellt.

Silvia Schroffenegger, ehrenamtliche Tierschutzpolizistin: „Der Umgang mit Tieren ist auch ein Spiegel der menschlichen Gesellschaft.“

Silvia Schroffenegger, ehrenamtliche Tierschutzpolizistin: „Hinter aggressiven Tierhaltern stehen meist auch menschliche Dramen.“

Forstwirtin und Jägerin Julia Tonner: „Der Wald ist Lebensraum für Tiere und zugleich Schutzwald. Jäger haben den gesetzlichen Auftrag, das Gleichgewicht in der Natur wieder herzustellen.“

Forstwirtin und Jägerin Julia Tonner: „Jäger halten sich an genaue Abschlusspläne. Es geht nicht um das Ausrotten von Tieren.“

Daniel Felderer,  Veganer und aktiver Tierschützer: „Natürlich wissen Tiere, dass sie vor einem Schlachthof stehen und gleich elendig sterben werden.“

Daniel Felderer,  Veganer und aktiver Tierschützer: „Zentral ist nicht die Frage, was Tiere wissen, sondern was sie fühlen!“

Matthias Gauly, Professor für Nutztierwissenschaften an der Freien Universität Bozen: „Klein ist nicht von vorneherein gut und die Massentierhaltung nicht per se schlecht für Tiere.“