Die Krippen der Hofburg – jetzt und jederzeit

Kunst, Glaube, Leben: Diese drei Begriffe umschreiben die ganzjährig zugängliche und in den Advents- und Weihnachtswochen besonders häufig besuchte Krippenausstellung im Krippenmuseum in der Brixner Hofburg. Gezeigt werden nicht nur Weihnachtskrippen aus vier Jahrhunderten, sondern auch Krippen, die das gesamte aus der Bibel bekannte Heilsgeschehen aufzeigen: Bewegendes und Grausames, Helles und Düsteres. Das Krippenmuseum in der Brixner Hofburg ist Teil des Diözesanmuseums. Geöffnet ist es täglich von 10 bis 17 Uhr; nur am 24. und 25. Dezember bleibt das Krippenmuseum geschlossen.

Das Jesuskind in der Krippe, spärlich bekleidet, doch munter und mit gewinnendem Lächeln; Maria, die Gottesmutter, tief bewegt und die Hände zum Gebet gefaltet; der ergraute Josef etwas abseits mit fürsorglichem Blick, dazu Ochs, Esel, Hirten, Schafe, und im Gebälk ein strahlender Engel mit wehendem Spruchband samt „Gloria in excelsis Deo“: So oder so ähnlich stellt man sich eine Krippe vor. Doch im Krippenmuseum in der Hofburg in Brixen gibt es viel mehr Spielarten: Fastenkrippen, Passionskrippen und prächtige Jahreskrippen – Krippen mit kunstvollen Figuren aus Holz, Ton oder Wachs, Krippen mit hunderten Figürchen, geduldig bemalt und prächtig gekleidet, Krippen aus Pappe, Krippen aus Elfenbein und Schildblatt. In einem eigenen Raum ist die Jahreskrippe von Martin Rainer ausgestellt, die der Künstler mit seinen Familienangehörigen in mehreren Jahrzehnten Arbeit aus Ton angefertigt hat.

Peter Schwienbacher, Direktor der Hofburg erklärt: „In fast einem Dutzend Sälen werden Besucher:innen zu einer außergewöhnlichen Entdeckungsreise eingeladen. In den Schaukästen sind Krippen verschiedenster Art und unterschiedlichster Stilrichtungen zu sehen, große und kleine, schlichte und prunkvolle.“ Sie zeigen die Geburt Jesu vor 2000 Jahren in Bethlehem, aber auch Szenen aus dem Alten und Neuen Testament, aus dem Leben Jesu von seiner Geburt in einem schäbigen Stall bis hin zum Tod am Kreuz und zur verklärten Auffahrt in den Himmel.

Die erste Krippe soll vor 800 Jahren im heutigen Latium, in Greccio, nahe dem Städtchen Rieti, vom heiligen Franz von Assisi aufgebaut worden sein: Ochs, Esel, Krippe, eine Weihnacht zum Anfassen. Franziskus galt als inniger Verehrer des Jesuskindes, des Heilands auf ärmlichem Stroh. Anlässlich dieses Jubiläums ist die seit 1983 konstant anwachsende Privatsammlung “Johanna von Call” bis Ende März 2024 in einem eigenen Raum in der Hofburg zu sehen. Sie zeigt vielfältige Darstellungsvarianten des Jesuskindes. Die Figuren stammen zum Großteil aus Südtirol, aus dem übrigen Italien, aus Österreich und Bayern.

Bildliche Darstellungen der Geburt Christi reichen bis ins 4. Jahrhundert zurück, doch die herkömmliche Krippe setzt sich erst deutlich später durch. Vor allem die Orden der Jesuiten und Franziskaner haben in ihren Kirchen den Bau von Krippen, aber auch das religiöse, volksnahe Schauspiel gefördert. Das war um 1600. Mit der Aufklärung vor rund 230 Jahren verschwanden die allermeisten Krippen aus den Kirchen, sie wurden verboten, weil man sie als zu theatralisch und glaubensfern ansah, erklärt Peter Schwienbacher. Das führte dazu, dass die Krippen in bürgerliche Wohnhäuser und Bauernstuben Eingang fanden – und dort bis heute blieben.

In Tirol entwickelte sich im Lauf der Zeit eine regelrechte Krippenkunst, die im Barockzeitalter mit Franz Xaver Nißl aus dem Zillertal und den beiden Brüdern Augustin Alois und Josef Benedikt Probst aus Sterzing ihren Höhepunkt fand. Nißl erschuf 1794 den Weihnachtszyklus, der aus sechs größeren und neun kleineren Szenen des Neuen Testaments besteht und unter anderem die Volkszählung, die Höllenfahrt des Herodes und die Hochzeit zu Kana darstellt. Wie Franz Xaver Nißl, Augustin Alois und Josef Benedikt Probst und andere Meister gearbeitet haben, wird in der Brixner Hofburg anschaulich erklärt. Das Team der Hofburg lädt besonders in der jetzigen ausgehenden Advents- und in der Weihnachtszeit zu einem spannenden Rundgang im Zeichen der Krippe ein. Er führt durch vier Jahrhunderte in die Welt des Glaubens und zurück zu den Ursprüngen.