Neue Schule der Konstruktivistischen Psychotherapie in Bozen gestartet

Seit Jahren arbeiten Ärzt*innen, Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen aus Südtirol, Padua und Wien intensiv daran: Am vergangenen Wochenende ist sie in Bozen gestartet, die neue Schule der Konstruktivistischen Psychotherapie. Psycholog*innen und Mediziner*innen sind zum vierjährigen Studiengang zugelassen, 20 Student*innen können pro Jahr teilnehmen. Die Therapieausbildung findet in den Schulungsräumen von HANDS in Bozen statt. Weitere Anmeldungen sind noch bis Ende Februar 2024 möglich. Das Studium ist dreisprachig in Deutsch, Italienisch und Englisch aufgebaut und integriert lokale Südtiroler Gegebenheiten und internationale Erfahrungen in die Vorlesungen.

Das ICP (Institute of Constructivist Psychology) hat seine Erfahrungen in Zusammenarbeit mit dem Verein HANDS in Bozen eingebracht, hat lokale Expert*innen einbezogen und einen Studiengang konzipiert, der die Grenzen der klinischen Erfahrung zu berühren weiß und gleichzeitig internationale Erfahrungen einbringt. Der Verein HANDS begleitet südtirolweit jährlich 1.500 Menschen mit Alkohol-, Medikamenten- und Glücksspielproblemen und ist seit mehr als 40 Jahren in der klinischen Arbeit im Suchtbereich tätig. Der Direktor von HANDS Bruno Marcato freut sich über den gelungenen Start der Ausbildung: „Ich bin sehr stolz auf dieses neue Angebot in Südtirol, vor allem im Hinblick auf den immer größer werdenden Bedarf an klinischer Entwicklung, Ausbildung und Forschung.“ Allzu oft würden sich Theorie, Forschung und Klinik in parallelen Welten bewegen. Spezialisierungen und unterschiedliche Jobs führen dazu, dass jede*r in im eigenen Kerngeschäft bleibt: „Die einen arbeiten in der Praxis und sammeln dort Erfahrungen. Die anderen lehren und bilden Menschen aus und wieder andere sind in der Forschung tätig und entwickeln methodische Instrumente, häufig, ohne lange in der Praxis zu arbeiten.“ In der neuen Schule für Konstruktivistische Psychotherapie bestehe der Wille und die Herausforderung darin, diese Bereiche miteinander zu verknüpfen, indem die Erfahrungen in den Bereichen Ausbildung, Studium und Forschung zusammengebracht und in den Lehrgang integriert werden. „Eine nicht unbedeutende Herausforderung“ wie Bruno Marcato betont.

Die Teilnehmer*innen kommen hauptsächlich aus Trentino-Südtirol und Venetien. Es handelt sich dabei um Psycholog*innen, auch Ärzt*innen können sich an der vierjährigen Ausbildung beteiligen, die jährlich 500 Ausbildungsstunden umfasst. 140 davon sind der Praxis gewidmet. Die 360 Stunden Unterricht pro Jahr (ohne Praktika und persönliche Analysen) finden an 12 Wochenenden (freitags, samstags und sonntags) am „Institute of Constructivist Psychology“ in Bozen in der Duca-d’Aosta-Allee 100 am Sitz von HANDS statt.

Die Lehrenden kommen vor allem aus Trentino-Südtirol und Venetien, einige aus Österreich, Großbritannien, Spanien und Griechenland. Mitarbeiter*innen von HANDS in Bozen bringen ihre Erfahrungen mit aktuellen Neuerungen ein, um den Bezug zur Region aufrecht zu erhalten. “Unsere Mitarbeiter*innen verfügen über ein großes Fachwissen, wir kennen die Südtiroler Realität und ihre Bedürfnisse, und wir stehen mit einer Reihe von Universitäten in Verbindung“, sagt Bruno Marcato. Die 20-jährige Erfahrung von I.C.P. in Padua (Institute of Constructivist Psychology S.R.L.) werde nun mit Südtirol verbunden.

Obwohl die maximale Anzahl an Anmeldungen (20 Personen) noch nicht erreicht wurde, haben die Verantwortlichen von ICP und HANDS beschlossen, für 2024 trotzdem zu starten, um in der Region präsent zu sein und Angemeldeten die Möglichkeit zu geben, in Bozen dieses Ausbildungsangebot mit den integrierten Herausforderungen der postmodernen Zeit in Anspruch zu nehmen. Bis 29. Februar 2024 können sich Interessierte noch zu diesem ersten Lehrgang anmelden. Alle weiteren werden in den Lehrgang 2025 aufgenommen. Tel: +39 0498 751669; Mail: info@icp-italia.it

Die Lehrtätigkeit der neuen Schule der Konstruktivistischen Psychotherapie in Bozen gliedert sich in einen theoretischen Teil und in eine praktische Ausbildung. Der theoretische Teil umfasst jährlich 480 Stunden und informiert über erkenntnistheoretische Grundlagen der Psychotherapie, über Ethik und Deontologie in der Psychotherapie, über die Geschichte des Konstruktivismus, die konstruktivistische Theorie und Psychologie. Vermittelt wird allgemeines soziales und klinisches Wissen. Es geht um verschiedene Modelle der Psychotherapie. Es werden Seminare zu Psychologie, zu Geschlechtsunterschieden, zu Suchtpsychotherapie, für das Coaching, für Rechtspsychologie und Psychotherapie für Paare angeboten.

Das Praktikum von insgesamt 1520 Stunden (4 Jahre) umfasst persönliche Trainings in Gruppen, Gruppenübungen zu klinischem Material, individuelle persönliche Analysen, klinische Supervision und Praktika in akkreditierten öffentlichen oder privaten Einrichtungen.

Nach erfolgreicher Beendigung erreichen die Teilnehmer*innen die vom Ministerium für Universität und wissenschaftliche und technologische Forschung anerkannte Spezialisierung in „Psychotherapie“. Bereits ausgebildete Psychotherapeut*innen, die sich auf den konstruktivistischen Ansatz spezialisieren möchten, haben die Möglichkeit, auch nur den Praxisteil des Lehrgangs zu besuchen.