Arbeit anbieten und würdig entlohnen

Die grüne Ratsfraktion macht in zwei Beschlussanträgen Vorschläge zur Lösung von Problemen, die in der Arbeitswelt Anlass zu Besorgnis geben: zum einen die Schwierigkeit, im öffentlichen Dienst neue Mitarbeiter*innen zu finden und zum anderen die in vielen Bereichen zu geringe Entlohnung, um ein würdiges Leben führen zu können.

Der so genannte feste Arbeitsplatz, der traditionell von den öffentlichen Verwaltungen angeboten wird, scheint für junge Menschen, ob mit oder ohne Hochschulabschluss, nicht mehr sehr attraktiv zu sein. Die Folge: Personalmangel in vielen Dienststellen, Schwierigkeiten bei der Ersetzung von Mitarbeiter*innen, die in den Ruhestand gehen, geringe Beteiligung an öffentlichen Auswahlverfahren, Abwanderung zu vieler junger Menschen in die Privatwirtschaft oder ins Ausland. In unserer Provinz gibt es fast 37.000 Familien, die sich in der schwierigen Situation der so genannten “working poor”, befinden, d.h. Menschen (vor allem junge Menschen und Frauen), die zwar eine Arbeit haben, deren Entlohnung (weniger als 9.600 Euro pro Jahr) ihnen aber kein würdiges Leben ermöglicht. Menschen, die gezwungen sind, knapp über der Armutsgrenze zu leben.

Was kann eine Gemeindeverwaltung tun, um Verbesserungen für diese sozialen Probleme zu schaffen? Die Vorschläge, die die grüne Ratsfraktion der Meraner Stadtregierung unterbreitet, gehen bezüglich Mitarbeiter*innen-Suche von der Erkenntnis aus, dass in Südtirol die öffentlichen Betriebe (Landes- und Gemeindeverwaltungen, Gesundheitsdienst, Bezirksgemeinschaften, Beteiligungs- und Eigenbetriebe …) nach wie vor den größten Arbeitgeber für die Bevölkerung darstellen.

“Es geht also darum, den jüngeren Generationen (z.B. durch Vorstellung der Dienste der Gemeinde in den Ober- und Berufsschulen) bewusst zu machen, was die Merkmale einer öffentliche Dienstleistung sind, welche Möglichkeiten sie bietet, um Talente und Professionalität zu fördern, und wie sich der öffentliche Dienst im Laufe der Zeit verändert hat. Mit dem erhofften Nebeneffekt, dass mehr junge Menschen in Zukunft die Gemeinde als ihren Arbeitsort wählen”, wünscht sich Gemeinderätin Olivia Kieser.

Was hingegen die schlecht entlohnte Arbeit betrifft (in Italien müssen mehr als drei Millionen Menschen von einem Gehalt von etwas mehr als 950 Euro pro Monat leben), meint Gemeinderat Andrea Rossi: “Es gibt aber Gemeinde-Verwaltungen, die einen Beitrag zur Bekämpfung dieses Missstandes leisten. So haben die Gemeinden Livorno und Florenz vor kurzem eine Maßnahme verabschiedet, die in den Ausschreibungen für Aufträge und Dienstleistungen die Klausel vorsehen, den Beschäftigten der Unternehmen, die sich beteiligen wollen, einen garantierten Mindestlohns von 9,00 € brutto pro Stunde zu garantieren. Diese minimale und vernünftige Maßnahme soll das gewährleisten, was unsere Verfassung in Artikel 36 vorsieht: das Recht auf einen Lohn, der ausreicht, um den Arbeitenden und ihren Familien ein freies und würdiges Leben zu sichern”.

Gemeinderat Norbert Spornberger betont, dass “einer der Gründe für die Schwierigkeit, neue Mitarbeiter*innen zu finden, leider auch die hohen Lebenshaltungskosten in unserer Stadt sind: Die Preise für Konsumgüter und Wohnraum schrecken viele Menschen ab und entmutigen Neuankömmlinge. Hier kann ein angemessener Mindestlohn eine Maßnahme sein, um denjenigen, die einen Arbeitsplatz haben oder auf der Suche nach Arbeit sind, mehr Sicherheit in der Lebensplanung bieten.

Die Grünen hoffen, dass SVP, Alleanza per Merano und Civica per Merano, die das Thema Arbeit und Soziales bisher vernachlässigt haben, diese Anträge unterstützen. 

Im Bild: Olivia Kieser