Bereits zweimal hat er in Bregenz mit großem Erfolg performt: 2017 beim 20-jährigen KUB Jubiläum und 2018 im Rahmen der Projektreihe Talks on Music and the Arts. Für seine Performances arbeitet er mit Musiker*innen und Amateur*innen zusammen. Diese Kollaborationen – öffentliche Interventionen oder Workshops mit Klangstücken – sind Erkundungen von Soundphänomenen.
Tarek Atoui erforscht die Musikgeschichte, akustische Schwingungen sowie das Zusammenspiel von Körper und Klang. Sein besonderes Interesse gilt der Entwicklung einer neuen Instrumentierung. Er konstruiert neuartige Klangkörper, Instrumente und Hörbehelfe. Dabei entstehen originelle Systeme, die sich weiterentwickeln: Sie lernen vom Raum, in dem sie erklingen, und von den Händen, die sie bedienen. Auf seinen Reisen erforscht Tarek Atoui die regionalen kulturellen Traditionen und nimmt sie in seine Werke mit auf.
Für das Museum Serralves in Porto kombiniert Tarek Atoui 2022 Geräusche verschiedener Hafenstädte mit charakteristischen Objekten dieser Orte: Er verknüpft die unterschiedlichen Klänge des Hafens mit Holzbehältern für Kompost, ergänzt durch Marmorfiguren, die im Hafen seiner Heimatstadt Beirut angefertigt und verkauft worden waren, wo sich am 4. August 2020 eine zerstörerische Explosion ereignet hatte. Das Projekt gehört zu der Serie Waters’ Witness, einer immersiven Klanglandschaft, die Hafenstädte von Athen bis Abu Dhabi verbindet. Die Serie war neben Porto 2020 auch im Fridericianum in Kassel, 2022/23 im Mudam und Park Dräi Eechelen in Luxemburg und 2023 im MCA Sydney in immer neuer Fassung ausgestellt.
Neben der Forschung vor Ort finden sich in Atouis Werken historische Untersuchungen. Tarek Atoui nimmt die Klänge ethnischer Instrumente aus dem Musikinstrumenten-Museum Berlin als Ausgangspunkt, um neuartige Instrumente zu entwickeln. Zudem arbeitet er mit elektroakustischen Experimenten und Computersystemen, die sich mit Hörer*innen und Musiker*innen verbinden, um bislang unbekannte Klänge zu erschaffen. Im Zentrum stehen spielerisches Erproben und musikalisches Erleben, so entsteht ein Gefühl von Gegenwart und Spontanität. Charakteristisch sind Situationen, die offen für Unvorhergesehenes sind und performative Elemente als Irritation einbinden. Tarek Atoui denkt Musik als veränderlich – sie inspiriert und wird inspiriert. Es gehe darum, „den Dingen die Möglichkeit zu geben, sich zu verändern und sich an ihre Zeit und ihren Ort anzupassen“, erklärt der Künstler. Das Kunsthaus Bregenz mit seinen akustisch sensiblen Räumen bietet dafür einen idealen Klangkörper.
Von Donnerstag, 24., bis Samstag, 26. Oktober 2024, findet im KUB eine Performance-Reihe mit Tarek Atoui
und den internationalen Musiker*innen Laure Boer, Gobi Drab, Susanna Gartmayer, Mazen Kerbaj, DJ Sniff und
Ziúr statt. Sie lädt Besucher*innen dazu ein, übliche Hörgewohnheiten abzulegen und ihre Umgebung neu
zu erleben. Im Mittelpunkt der Reihe stehen Kollaboration und Begegnung. Die Performances beginnen an den drei Abenden jeweils ab 18 Uhr. Jeder Abend ist einem Stockwerk und einem eigenen Thema gewidmet und
bietet ein einzigartiges Klangerlebnis. Details folgen.
Im Bild: Tarek Atoui, Horns of Putin, 2014–2019, Ausstellungsansicht Standing Waves, Cukrarna Gallery MGML, Ljubljana/Blaž Gutman, courtesy of the artist © Tarek Atoui, MGML