Am gestrigen Allerheiligentag hat Bischof Ivo Muser auf dem Friedhof in Bozen/Oberau zur Besinnung auf die Endlichkeit des Lebens und den Glauben an die Auferstehung aufgerufen. Der Bischof erinnerte daran, dass der christliche Glaube ohne die Hoffnung auf das ewige Leben „wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt“.
Das Allerheiligenfest, sagte Bischof Muser am Bozner Friedhof, sei nicht nur ein Tag des Gedenkens, sondern auch eine Einladung zum Gebet für alle Verstorbenen – insbesondere für jene, die niemand mehr im Gebet begleitet. Bischof Muser erinnerte dabei an die Opfer von Krieg, Gewalt, Terror, Verzweiflung und Flucht und sprach auch die besondere Notlage in der Ukraine und im Heiligen Land an. Er bat Gott um „ein Herz, das für das Leben schlägt“ und forderte dazu auf, nicht „oberflächlich, selbstbezogen, bequem, distanziert und kalt“ zu sein.
„Allerheiligen und Allerseelen sagen uns, dass der christliche Glaube ohne die Hoffnung auf die Auferstehung und auf das ewige Leben wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt. Ein verweltlichtes, angepasstes, nur auf diese Welt bezogenes Christentum ist ein Betrug und zerbricht spätestens an den Gräbern unserer Verstorbenen. Allerspätestens an unserem eigenen Grab. Der Glaube an die Auferstehung der Toten und an das Leben jenseits der Grenze des Todes schenkt uns Hoffnung, die wir so sehr brauchen, und bestärkt uns auch in der Solidarität und in der Mitmenschlichkeit“, sagte der Bischof.
Drei Gedanken
In seiner Predigt hob Bischof Muser drei zentrale Gedanken hervor: die Notwendigkeit der Vorbereitung auf den Tod, die Gleichheit aller Menschen vor Gott und die entscheidende Frage, die uns im göttlichen Urteil erwartet. Er erzählte dazu von einem Gleichnis über einen König, der in der letzten Stunde seines Lebens eingesteht, sich nicht auf den Tod vorbereitet zu haben. „Du wusstest, dass diese Stunde kommen würde. Warum hast du dich nicht vorbereitet?“, zitierte der Bischof das zentrale Motiv des Gleichnisses und forderte die Anwesenden auf, sich diese Frage zu Herzen zu nehmen.
Als symbolträchtiges Beispiel für die Gleichheit vor dem Tod erwähnte Bischof Muser das Begräbnis von Kaiser Franz Joseph I., bei dem ihm die Tür der Wiener Kapuzinergruft erst nach dem Verzicht auf Titel und Würden geöffnet wurde. „Im Tod sind wir alle gleich. Wir können nur auf eine Karte setzen: auf Gottes Barmherzigkeit und Vergebung“, betonte der Bischof.
Im Hinblick auf das Jüngste Gericht erinnerte Bischof Muser an das Wort des heiligen Augustinus: „Wenn wir vor das Urteil Gottes treten, wird uns eine Frage gestellt: Hast du geliebt?“ Diese Frage, so der Bischof, sei entscheidend für das ewige Leben und lenke den Blick auf die Verantwortung für das eigene Handeln und für die Mitmenschen. „Es ist nicht gleichgültig, wie wir leben, wie wir mit den Menschen und allen Geschöpfen umgehen und was wir aus der begrenzten Zeit machen, die uns geschenkt und anvertraut ist“, führte er aus.