Die Ausbeutung der Arbeitskraft z.B. “Billiglöhne haben mit Menschenhandel zu tun”
Die Ausbeutung des Menschen, national: Es glaubt doch nicht wirklich noch irgendjemand, dass das Einkommen eines Menschen etwas mit seinem Beitrag zur Gesellschaft, seiner Leistung, oder sonst einem rationalen Maßstab zu tun hat. Da muss ich gar nicht davon reden, dass jeder Mensch bedingungslos materiell dazu in die Lage versetzt werden muss, Teil der Gesellschaft zu sein, sich zu ernähren, medizinische Versorgung in Anspruch zu nehmen, seinen Lebensraum zu gestalten …
Ob in der Landwirtschaft oder im Pflegebereich: Viele Menschen arbeiten sehr viel für sehr wenig Geld. Die Ausbeutung der Arbeitskraft fällt unter den Straftatbestand des Menschenhandels. Auf die Schliche kommt man den Tätern aber nur selten. Wie viele Menschen in Deutschland für einen Hungerlohn und teilweise unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten, darüber gibt es keine Statistik. Wer allerdings die Augen offen hält, kann Arbeitsausbeutung täglich beobachten,
Seit 2005 fällt nicht nur die sexuelle Ausbeutung unter den Straftatbestand des Menschenhandels. Das Strafgesetzbuch verbietet seitdem auch die Ausbeutung der Arbeitskraft, sofern eine Zwangslage ausgenutzt wird oder die “Hilflosigkeit, die mit dem Aufenthalt in einem fremden Land verbunden ist”. Strafbar macht sich, wer Menschen unter Bedingungen arbeiten lässt, die in einem “auffälligen Missverhältnis” zu vergleichbaren Tätigkeiten anderer Arbeitnehmer stehen.
Menschenhandel – das klingt für viele nach “weit weg” und “betrifft mich nicht”. Inwiefern ist das auch ein europäisches, ein deutsches Problem?
Menschenhandel ist auch ein europäisches und deutsches Problem. Es geht uns alle an. Nach Deutschland werden Frauen und Jugendliche, sogar Kinder für die Prostitution verschleppt. Das ist eines der schlimmsten Verbrechen des Menschenhandels. Das Leben dieser Menschen wird oft für immer zerstört, weil ihr Körper – ein Geschenk Gottes und wichtigste Gabe der eigenen Identität – missbraucht wird. Das hinterlässt bleibende Schäden. Aber auch der Sextourismus zum Beispiel nach Asien und Afrika hat mit Menschenhandel zu tun. Deshalb ist es richtig, dass auch die sogenannten Freier härter bestraft werden.
Was kann und muss die Kirche hier zusammen mit Staaten und Gesellschaften tun, um das Problem wirksam anzugehen?
Es müssen zum einen alle rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft und zum anderen auch bestehende Gesetze verschärft werden. Die Polizei kann in dem einen oder anderen Fall sicher noch offensiver und beherzter eingreifen. Wichtig ist auch, das öffentliche Bewusstsein zu schärfen. Hier kann die Kirche viel tun. Viele Menschen kommen zum Gottesdienst, es gibt kirchliche Pressearbeit und Vereine. Alle in unserem Land müssen achtsam sein, um wahrzunehmen, wenn sich in ihrer Umgebung etwas tut, was auf Menschenhandel hinweist.