Kulturschaffende meiden Russland

Die Homosexuelle Iraschko
Homosexualität ist in Russland gesellschaftlich stark tabuisiert; homosexuelle Handlungen sind jedoch legal. Aufgrund des angeblichen Kinderschutzes wurde die so genannte „homosexuelle Propaganda“ in der Öffentlichkeit in manchen Regionen Russlands 2006–2013 unter Verbot gestellt. Am 30. Juni 2013 unterzeichnete Präsident Wladimir Putin ein Gesetz auf föderaler Ebene, das jegliche positiven Äußerungen über Homosexualität in Anwesenheit von Minderjährigen oder über Medien wie das Internet unter Strafe stellt. Der Staat erkennt keine gleichgeschlechtliche Partnerschaften an und verbietet seit dem 3. Juni 2013 auch die Adoption durch gleichgeschlechtliche Ehepaare im Ausland.
Unter Kulturschaffenden wächst der Protest gegen die umstrittenen Anti-Homosexuellen-Gesetze in Russland.
International haben bereits viele Künstler gegen das von Kremlchef Wladimir Putin unterzeichnete Gesetz gegen “Propaganda” von Homosexualität protestiert. Anfang des Monats rief der britische Schauspieler und Autor Stephen Fry zum Boykott der Olympischen Winterspiele in Sotschi auf. Der US-amerikanische Moderator Andy Cohen hatte erklärt, nicht von der “Miss Universe”-Show in Moskau zu berichten, da es sich nicht richtig anfühle, “als schwuler Mann einen Fuß nach Russland zu setzen”.

Die Homosexuelle Iraschko nimmt es locker.
Die österreichichische Skispringerin Daniela Iraschko, die sich offen zu ihrer Homsexualität bekennt, zeigt für die aktuelle Debatte wenig Verständnis. „Ich fahre nach Russland aus rein sportlichen Gründen. Was das Gesetz betrifft: Ich lebe nicht dort. Es gibt genug Organisationen, die sich darüber aufregen können. Als Sportler ist das fehl am Platz. Und wenn sich olympische Gremien aufregen, müssen sie sich vorher überlegen, welchem Land sie Olympische Spiele geben“, sagte die 29-Jährige. Im Nachhinein ein Theater zu machen sei gegenüber dem Veranstalter unfair.

Weiters sagte Iraschko: „Für mich ist Homosexualität das Normalste der Welt, und das wird fast überall so angesehen. In Russland ist es leider nicht so, und wer weiß, wofür Olympia gut ist und was die Menschen bewegen können: Es gibt sicher viele Sportler, die in Beziehungen wie ich leben. Das kriegen die Menschen mit, und vielleicht bewirkt das was.“